Aufatmen in Hamburg FDP vermeidet weiteren Nackenschlag
15.02.2015, 19:58 Uhr
FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding und Michael Kruse, Geschäftsführer der FDP-Bürgerschaftsfraktion, bejubeln den Wiedereinzug in die Hamburger Bürgerschaft.
(Foto: dpa)
Als "Schlüsselwahl" hat Christian Lindner die Bürgerschaftswahl in Hamburg bezeichnet. Das Ergebnis zeigt, dass seine Strategie einer rundum erneuerten FDP aufgeht. Mit Spitzenkandidatin Katja Suding hat die Partei ihr Ergebnis in der Hansestadt sogar verbessert.
Rhythmisches Klatschen, zu Victory-Zeichen gespreizte Finger, "Katja, Katja"-Rufe. Die Menschen im dicht gefüllten Innenhof des Thomas-Dehler-Hauses lassen ihrer Freude freien Lauf - wohl auch, um vor den Fernsehkameras zu demonstrieren: Wir sind nicht weg. Oder sogar: Wir sind wieder da. Denn Suding hat es geschafft, den Abwärtstrend der Freien Demokraten zu stoppen.

FDP-Chef Christian Lindner zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis der Hamburger Liberalen.
(Foto: dpa)
Als Parteichef Christian Lindner vor die jubelnden Anhänger in der Berliner Parteizentrale tritt, guckt er, als ob ihm eine Last von der Größe eines Containers aus dem Hamburger Hafen von den Schultern gefallen ist. In einer kurzen Ansprache mahnt er seine Parteifreunde dennoch: "Die Freude und die Erleichterung sind groß, aber wir bleiben auf dem Teppich."
"Jawohl, aber freuen dürfen wir uns", ruft eine begeisterte Anhängerin in der Menge. Den Liberalen war klar, eine weitere Wahlschmach hätte die Partei vielleicht nicht verkraftet. Lindner selbst hatte den Urnengang in Hamburg als "Schlüsselwahl" bezeichnet.
Nachdem die Partei 2013 aus dem Bundestag flog, war die FDP bereits dem Schiffbruch nahe. Und auf den bittersten Tag in der Parteigeschichte folgten weitere Niederlagen: Die FDP verpasste den Einzug in die Landtage von Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Mit sieben Prozent der Wählerstimmen zieht sie nun wieder in die Hamburger Bürgerschaft ein. In der Hansestadt ist die Havarie der FDP vorerst abgewendet, der liberale Dampfer hat wieder eine Handbreit Wasser unterm Kiel.
"Supervorlage" für Bremen
Zu verdanken hat das die FDP zunächst Suding. Als "unser Mann für Hamburg" präsentierte die hanseatische FDP ihre Spitzenkandidatin. Die 39-Jährige machte im Wahlkampf unter anderem von sich reden, als sie sich mit ihrer Bremer Kollegin Lencke Steiner und Generalsekretärin Nicola Beer in der "Gala" als "Engel für Lindner" ablichten ließ. Erinnerungen an die Spaßpartei FDP machten die Runde, doch Sudings Erfolg hat ihre Stellung in der Partei gestärkt.
Doch auch Lindner dürfte der Hamburger Erfolg nutzen: Der 36-Jährige steht ebenso wie Suding für die erneuerte FDP. Der jüngste Vorsitzende in der Parteigeschichte verpasste dem gelb-blauen Logo der FDP zu Jahresbeginn nicht nur einen neuen Farbklecks in Magenta, er verschafft seiner Truppe etwa durch eine "Wutrede" im nordrhein-westfälischen Landtag auch wieder positive Aufmerksamkeit, nachdem die vorherige FDP-Generation in sozialen Medien und in Satiresendungen oft nur noch als Witzfiguren dargestellt wurde.
Bei der FDP denken sie nun wieder an die Zukunft. Als "Supervorlage" für die Landtagswahl in Bremen im Mai sieht Mieke Senftleben aus dem FDP-Bundesvorstand das Hamburger Ergebnis. Und mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 sagt sie: "Wir sind jetzt auf dem richtigen Weg."
Nun muss Lindner beweisen, dass er die FDP auf Kurs Richtung Bundestag halten kann. Zudem muss er aufpassen, dass die aktuelle Euphorie der Partie nicht zum Hindernis wird. Denn im Thomas-Dehler-Haus ist auch schon der Ruf zu hören: "Nie mehr zweite Liga."
Quelle: ntv.de, Jan Dörner, AFP