"Das Fass ist übergelaufen" CDU-Abgeordneter fordert Melnyks Rauswurf
31.08.2022, 08:55 Uhr (aktualisiert)
Mal wieder angeeckt: Kiews Botschafter Melnyk in Berlin.
(Foto: picture alliance/dpa)
Dass der ukrainische Botschafter Deutschland bald verlassen wird, ist klar. Doch dem CDU-Politiker Lehmann geht das nicht schnell genug. Weil er eine Einladung des sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer annulliert hat, verlangt der Leipziger Bundestagsabgeordnete Melnyks Ausweisung.
Nach der Ausladung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer durch den scheidenden ukrainischen Botschafter hat ein Leipziger CDU-Politiker die Ausweisung Andrij Melnyks aus Deutschland gefordert. Auf Instagram schrieb der Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann wörtlich: "Ich bin es leid, dass sich Botschafter Melnyk ständig über Deutschland beschwert, Politiker auslädt und teilweise beleidigt. Das Fass ist übergelaufen!"
Auf einem mit Text unterlegten Foto schrieb Lehmann: "Andrij Melnyk gehört ausgewiesen und sollte deshalb schnell zur Persona non grata erklärt werden, damit er Deutschland rasch verlässt." Deutschland, so Lehmann, tue sehr viel für die Ukraine, sei es humanitäre, wirtschaftliche oder militärische Hilfe. "Das sollte auch von Botschafter Melnyk anerkannt werden, statt beleidigt auf einen Ministerpräsidenten zu sein, der eine differenzierte Sicht auf den Krieg und seinen Ausgang hat." Nach sechs Monaten Krieg, betonte Lehmann, "müssen wir auch darüber reden können, wie und in welcher Form der Krieg enden kann".
"Sie sind unerwünscht"
Melnyk hatte den CDU-Politiker Kretschmer am Sonntag von einem Ukraine-Besuch ausgeladen. "Mit Ihrer absurden Rhetorik über das Einfrieren des Krieges spielen Sie in Putins Hände & befeuern Russlands Aggression", schrieb Melnyk auf Twitter. Er habe den CDU-Politiker einst in die Ukraine eingeladen. "Diese Einladung ist annulliert. Sie sind UNERWÜNSCHT. Punkt", schrieb Melnyk. Dabei nahm der 46-Jährige Bezug auf eine Sendung der ZDF-Talkshow von Markus Lanz, die bereits am Mittwoch lief. Dort hatte Kretschmer gefordert, den Krieg in der Ukraine einzufrieren. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar überfallen. Seitdem wehrt sich das angegriffene Land gegen die Invasion und versucht, von Russland eroberte Gebiete zurückzugewinnen.
Kretschmer sagte in der Sendung, es sei wichtig, in der Debatte dafür einzutreten, dass dieser Krieg eingefroren werden müsse. "Dass wir einen Waffenstillstand brauchen, dass wir Verhandlungen brauchen, um diesen Krieg zu beenden." Der CDU-Politiker verurteilte in der Sendung zugleich klar den russischen Angriffskrieg. Als Botschafter hat Melnyk in Deutschland für mehrere hitzige Debatten gesorgt. Mit teils harten Worten an die Adresse von führenden SPD-Politikern forderte er Waffenlieferungen an die Ukraine. Inzwischen steht Melnyks Abberufung fest, er wird Deutschland im Oktober verlassen und soll in Kiew einen neuen Posten im Außenministerium übernehmen.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 29. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mau