Politik

Griechenland-Krise Fischer warnt vor neuem Nationalismus

"Wir kommen aus dieser Sache nur gemeinsam raus, oder wir kommen nicht raus": Joschka Fischer pocht auf mehr Gemeinschaftssinn.

"Wir kommen aus dieser Sache nur gemeinsam raus, oder wir kommen nicht raus": Joschka Fischer pocht auf mehr Gemeinschaftssinn.

(Foto: dpa)

Der frühere Außenminister mischt sich in die Griechenland-Debatte ein. Joschka Fischer verweist auf die großen historischen Linien. Doch er gibt auch einen persönlichen Einblick: Was hätte er getan, wenn er billige Kredite angeboten bekommen hätte?

Joschka Fischer warnt angesichts der Griechenland-Krise vor einer Rückkehr des Nationalismus. Erstmals sehe er wieder die Gefahr, dass der europäische Einigungsprozess scheitern könnte, sagte er. Fischer sprach auf einer Podiumsdiskussion in Kiel. Eigentlich ging es um den Zusammenhang von Energiewende, fossilen Brennstoffen und Außenpolitik. Auf die Krise des südosteuropäischen Landes, kam er wiederholt zu sprechen.

Fischer verwies darauf, dass die Krise nun schon seit fünf Jahren tobt und zeigte seinen Verdruss darüber, dass sie noch immer nicht geklärt ist. "Griechenland macht zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes der Währungsunion aus, und offensichtlich ist man nicht in der Lage die Dinge zu lösen", klagte er. Er pochte vor allem auf mehr europäischen Gemeinsinn. "Wir kommen aus dieser Sache nur gemeinsam raus, oder wir kommen nicht raus." Wenn es nicht gelänge, stärker zusammenzuarbeiten, zeige sich, dass Europa nicht die richtigen Lehren aus seiner Geschichte gezogen hätte und verwies auf Nationalismus und Kriege auf dem Kontinent vor dem europäischen Einigungsprozess.

Am Donnerstag erklärte der frühere Außenminister die Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern bereits in der "Zeit" für festgefahren. "Ich sehe keinen neuen Kompromiss, bei dem nicht eine Seite ihr Gesicht verliert." Mitverantwortlich machte er auch Kanzlerin Angela Merkel für die aussichtslose Situation. Laut Fischer hat sie in der Griechenland-Krise bisher "nicht politisch argumentiert und agiert, sondern buchhalterisch. Merkel habe einen großen politischen Kredit, den sie bisher nicht abgerufen habe, sagte er dem Blatt. In Kiel pochte er nun noch einmal darauf, auf Griechenland zuzugehen. "Der Klügere gibt nach", sagte er. "Und wenn es dann auch noch der Stärkere ist, erst Recht."

Wenig Verständnis zeigte Fischer für Forderungen, die Regierung Athens für die tragische Entwicklung in dem Land allein verantwortlich zu machen und abzustrafen. "Es gibt jetzt die Debatte, ob die Griechen bestraft werden müssen, weil sie gesündigt haben", sagte er. "Wenn man mir billiges Geld in gewissen Lebensabschnitten angeboten hätte, ai ai ai...", flappste er. Fischer verwies auf die Rolle deutscher und französischer Bänker in der Griechenland-Krise.

Quelle: ntv.de, ieh

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