Tränenreiche Abstimmung Florida lehnt neue Waffengesetze ab
21.02.2018, 08:43 Uhr
Auf der Tribüne sitzen Schüler, die auf die Abstimmung der Abgeordneten reagieren.
(Foto: REUTERS)
Überlebende aus Parkland, wo vergangene Woche ein Amokläufer 17 Menschen tötete, sitzen auf der Tribüne, als die Abgeordneten in Florida klar entscheiden: Es gibt keine schärferen Waffengesetze. Doch die Proteste der Schüler nehmen zu - auch in Washington.
Das Parlament von Florida hat nach dem Amoklauf an einer Schule des US-Bundesstaates einer Verschärfung des Waffenrechts eine klare Absage erteilt. Es ging um ein Gesetz, das ein Verbot bestimmter halbautomatischer Gewehre, etwa des Typs AR-15, und großer Magazine eingeleitet hätte.
Die Abstimmung endete deutlich: 36 Abgeordnete stimmten für eine Verschärfung des Waffenrechts, 71 dagegen. Die Entscheidung löste emotionale Reaktionen aus: Auf der Tribüne des Parlaments in Tallahassee brachen zuhörende Schüler der überfallenen Schule in Parkland in Tränen aus.
In Parkland in Florida hatte der 19-jährige Nikolas Cruz am vergangenen Mittwoch an der Marjorie Stoneman Douglas High School mit einer halbautomatischen Waffe 14 Schüler und 3 Erwachsene getötet. Nach dem Massaker war die Debatte um eine Verschärfung des Waffenrechts in den USA neu entbrannt. Es kam zu scharfen Protesten.
Auch Schüler der High School forderten wütend eine Verschärfung der Gesetze. Weltweit bekannt wurde Emma Gonzalez. Die Überlebende hatte eine Schimpftirade gegen US-Präsident Donald Trump losgelassen: "Schämen Sie sich", rief sie bei einer Anti-Waffen-Demonstration in Fort Lauderdale.
Am Mittwoch wollen Überlebende von Parkland in Floridas Hauptstadt für schärfere Gesetze demonstrieren. In verschiedenen anderen Bundesstaaten kündigten Schüler Streiks mit dem gleichen Ziel an. Aus Maryland wollen sich Gruppen auf den Weg in die Hauptstadt machen, um Abgeordnete im Kongress zur Rede zu stellen. Für den 20. April wurde zu einem nationalen Schulausstand aufgerufen.
Die jungen Anti-Waffen-Aktivisten werden von einigen Prominenten unterstützt. George Clooney und seine Frau Amal spendeten eine halbe Million Dollar für eine große Demonstration in Washington. "Im Namen unserer Kinder Ella und Alexander spenden wir 500.000 Dollar, um für diese wegweisende Veranstaltung zu bezahlen", teilte das Paar der Zeitung "USA Today" zufolge mit. "Die Leben unserer Kinder hängen davon ab."
Star-Regisseur Steven Spielberg und seine Frau Kate Capshaw sagten daraufhin ebenfalls eine halbe Million zu. "Sie sind eine Inspiration für uns alle, wir schließen uns dieser Bewegung an", erklärten sie dem Magazin "Hollywood Reporter" zufolge. Ebenfalls eine halbe Million spendeten US-Talkqueen Oprah Winfrey und der Produzent und Ex-Disney- und Dreamworks-Chef Jeffrey Katzenberg mit seiner Frau Marilyn.
Trumps Minimalkonzession
Eine Woche nach dem Massaker mit 17 Toten will sich US-Präsident Donald Trump mit Schülern und Lehrern treffen. Seine Sprecherin Sarah Sanders sagte, an der Unterredung würden unter anderem Menschen aus Parkland teilnehmen. Das Weiße Haus machte keine näheren Angaben dazu, wer genau an der "Listening Session" genannten Gesprächsrunde teilnehmen wird. Auch Rahmen und Länge blieben offen. Trump hatte am Dienstag gesagt: "Wir müssen mehr tun, um unsere Kinder zu schützen."
Zudem forderte Trump das Justizministerium zu einem Verbot spezieller Waffenvorrichtungen auf. Mit ihnen können halbautomatische Waffen so schnell schießen wie Maschinengewehre. Einen solchen "Bump Stock" genannten Plastikaufsatz hatte im Oktober 2017 auch der Attentäter von Las Vegas benutzt. Er tötete 58 Menschen und sich selbst. Trumps Anordnung in Sachen "Bump Stocks" wurde von US-Medien rasch als Minimalkonzession kritisiert, die inhaltlich wertlos sei.
Das Justizministerium hatte in der Vergangenheit bereits darauf hingewiesen, dass es das Verbot solcher Waffenumbauten zwar empfehlen, aber nicht selber durchsetzen könne. Dieses sei Aufgabe des Gesetzgebers. Im US-Kongress war das Verbot von "bump stocks" nach dem Massaker von Las Vegas kurz behandelt worden. Dann geriet es in Vergessenheit. Geschehen ist seither nichts.
Quelle: ntv.de, mli/dpa