Politik

Deutsche Städte zur Hilfe bereit Flüchtlingsboot von Lesbos vertrieben

Migranten aus der Türkei erreichen mit einem Schlauchboot die griechische Insel Lesbos. Ein anderes Boot wird am Anlegen gehindert.

Migranten aus der Türkei erreichen mit einem Schlauchboot die griechische Insel Lesbos. Ein anderes Boot wird am Anlegen gehindert.

(Foto: AP)

Auf Lesbos hindern Bewohner erneut ein Boot mit Flüchtlingen aus der Türkei am Anlegen. Derweil erklären sich sieben deutsche Städte bereit, Kinder aus griechischen Lagern sofort aufzunehmen, was die Bundesregierung erlauben müsste. Die Deutschen sind in dieser Frage allerdings gespalten.

Rund 50 aufgebrachte Bürger haben das Anlegen eines Bootes einer humanitären Organisation im Hafen von Mytilini - der Hauptortschaft der Insel Lesbos - verhindert. Das Schiff "Mare Liberum" sollte am Nachmittag in Mytilini anlegen. Dutzende Menschen hatten sich an der Kaimauer hingestellt und verhinderten das Anlegen, wie Reporter berichteten. Sie beschimpften die Besatzung und skandierten "haut ab". Das Boot sei anschließend aus dem Hafen ausgelaufen und in unbekannte Richtung weitergefahren.

Unbekannte hatten das Boot bereits am 3. März angegriffen. Verletzt wurde nach Angaben eines Offiziers der Küstenwache niemand. In den vergangenen Tagen hatten Unbekannte in mehreren Fällen Journalisten und Mitglieder humanitärer Organisationen auf Lesbos verbal, aber auch tätlich angegriffen. Sie warfen Nichtregierungsorganisationen vor, das Übersetzen von Migranten aus der Türkei auf den griechischen Inseln zu fördern. Auf Lesbos harren zurzeit mehr als 20.000 Migranten aus.

Nachdem die Winde nach zwei Tagen nachließen, kamen auf dem Nordteil der Insel Lesbos 42 Migranten aus der Türkei mit einem Schlauchboot an. In ihrer Mehrheit seien es Afghanen, berichteten örtliche Medien.

"Waisenkinder aus Lesbos aufnehmen": Städte-Initiative

Sieben deutsche Städte fordern von der Bundesregierung Schritte zur Aufnahme von Kindern aus den griechischen Flüchtlingslagern. "Vor allem den Kindern, deren Eltern in vielen Fällen nicht mehr leben und die alleine in den Flüchtlingslagern untergebracht sind, soll nun sofort geholfen werden", heißt es in einem Appell der Oberbürgermeister, über den das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete. Die gemeinsame Erklärung, die auch von dem niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius von der SPD unterstützt werde, solle am Freitag bundesweit veröffentlicht werden.

Die Unterzeichner sind demnach neben Pistorius die Oberbürgermeister von Köln, Düsseldorf, Potsdam, Hannover, Freiburg im Breisgau, Rottenburg am Neckar und Frankfurt (Oder). Die Bundesregierung müsse handeln und es deutschen Städten ermöglichen, auf freiwilliger Basis vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufzunehmen. Derzeit fehlten noch die rechtlichen Möglichkeiten dafür. Die Stadtoberhäupter - die SPD, CDU, Grünen oder Linken angehören oder parteilos sind - verweisen auch auf das Bündnis "Städte Sicherer Häfen". Die darin zusammengeschlossenen 140 Städte hätten sich schon bereit erklärt, Flüchtlingen zu helfen. Pistorius sagte dem RND: "Es ist ein starkes Zeichen der Menschlichkeit, dass so viele Kommunen bereit sind, die Schwächsten der Schwachen aufzunehmen."

Umfrage: Deutsche in Flüchtlingsfrage uneins

Die Deutschen sind laut einer Umfrage in der Frage gespalten, ob Flüchtlinge aus Griechenland aufgenommen werden sollten. 48 Prozent sagten im ARD-Deutschlandtrend, dass Länder wie Deutschland und Frankreich Flüchtlingen helfen sollten, auch wenn sich andere EU-Staaten dagegen aussprechen. 49 Prozent stimmten dieser Aussage in der Erhebung von infratest dimap nicht zu. Auffallend war die Differenz zwischen Anhängern verschiedener Parteien: Bei den Grünen sprachen sich 75 Prozent, bei der SPD 71 Prozent und bei der Linkspartei 60 Prozent für die Aufnahme aus. Dagegen waren 95 Prozent der AfD-Anhänger und 69 Prozent der FDP-Wähler dagegen. Bei den Anhängern von CDU und CSU hielten sich unterschiedliche Meinungen die Waage: 49 Prozent sprachen sich für eine Aufnahme durch Staaten wie Deutschland und Frankreich aus, 46 Prozent dagegen.

57 Prozent der Bürger fanden, dass Flüchtlinge und Migranten die Grenze von der Türkei nach Griechenland überqueren können sollten. Anschließend sollten sie auf die EU-Staaten aufgeteilt werden - was allerdings etliche EU-Länder ablehnen. 41 Prozent der Befragten waren gegen eine Öffnung der griechisch-türkischen Grenze. Eine knappe Mehrheit (51 Prozent) befürwortete das EU-Türkei-Migrationsabkommen, 45 Prozent lehnten es ab. Das Abkommen sieht vor, dass die EU Geld für die Betreuung syrischer Flüchtlinge in der Türkei zahlt. Die Türkei sagte im Gegenzug zu, Migranten aufzuhalten, die in die EU wollen. Infratest dimap befragte am 2. und 3. März 1002 Wahlberechtigte. 

Quelle: ntv.de, mau/AFP/rts

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