Täter beruft sich auf den IS Französische Polizisten töten Geiselnehmer
14.06.2016, 06:27 Uhr
Spezialeinheiten der französischen Polizei beenden nahe Paris gewaltsam eine Geiselnahme. Sie stürmen das Haus, in dem sich ein Mann verschanzt hält. Er hatte zuvor einen Polizisten und dessen Frau getötet - und sich auf den IS berufen.
Nach dem blutigen Ende einer Geiselnahme bei Paris mit drei Toten gehen die französischen Ermittler einem möglichen islamistischen Hintergrund nach: Wie in der Nacht aus Polizeikreisen verlautete, bekannte sich der Geiselnehmer in Verhandlungen mit der Polizei zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Präsident François Hollande rief für den frühen Morgen seine Berater zusammen.
Spezialeinheiten der französischen Polizei hatten in der Ortschaft Magnanville im Westen von Paris eine Wohnung gestürmt, in der sich dem Innenministerium zufolge ein bewaffneter Mann verschanzt hatte. Dieser hatte den Angaben zufolge zunächst einen Polizisten vor dessen Haus erstochen, wobei er nach Zeugenberichten "Allahu akbar" (arabisch für: Gott ist groß) gerufen haben soll. Danach nahm er die Lebensgefährtin und das Kind des Polizisten als Geisel.
Als die Sondereinheiten die Wohnung stürmten, töteten sie den Geiselnehmer. Die Spezialkräfte fanden die Frau tot auf und stießen auf einen dreijährigen Jungen. Dieser sei "unter Schock, aber äußerlich unverletzt" in Sicherheit gebracht worden, hieß es weiter. Die Frau war Beamtin im Innenministerium und soll der Zeitung "Le Parisien" zufolge im Kommissariat von Mantes-La-Jolie gearbeitet haben. Ihr Mann war demnach 42 Jahre alt und stellvertretender Chef der Kriminalpolizei in Les Mureaux.
Der Staatsanwaltschaft liegen nach Angaben aus Justizkreisen Anhaltspunkte für eine radikalislamische Motivation des Täters vor. Dafür sprächen "das Vorgehen, das Ziel der Tat und Äußerungen, die er in den Verhandlungen mit der Spezialeinheit gemacht hat", hieß es bei der Justiz. Angaben zur Identität des Täters lagen zunächst nicht vor. In Frankreich gilt wegen der derzeitigen Fußball-EM eine erhöhte Terrorwarnstufe.
IS bekennt sich zu der Tat
Der IS bezeichnete die Geiselnahme als Tat eines ihrer Aktivisten. Die auf die Auswertung islamistischer Nachrichtenseiten im Internet spezialisierte SITE-Gruppe aus den USA zitierte in der Nacht eine Meldung der Nachrichtenagentur Amaq: "Kämpfer des Islamischen Staats tötet Vizechef der Polizeistation von Les Mureaux und seine Frau mit Stichwaffen nahe Paris." Amaq gilt als Sprachrohr des IS. Belege für eine Verbindung des Täters zum IS legte Amaq nicht vor.
Präsident Hollande sprach von einem "abscheulichen Drama", dessen genaue Hintergründe noch geklärt würden. Innenminister Bernard Cazeneuve äußerte sein "unendliches Bedauern" über den Tod des Polizisten und seiner Partnerin. Dem Sondereinsatzteam der Polizei, das die Geiselnahme beendete, bescheinigte er "große Professionalität".
Frankreich war im vergangenen Jahr mehrfach Ziel islamistischer Terroranschläge, denen insgesamt 149 Menschen zum Opfer fielen. Die schwersten Anschläge ereigneten sich am 13. November, als Terroristen mit Sturmgewehren und Sprengstoffgürteln am Stade de France, im Pariser Musikclub "Bataclan" sowie in Bars und Restaurants der Hauptstadt 130 Menschen ermordeten.
Quelle: ntv.de, ppo/jga/dpa/AFP