Viel Geld für Hotels und Alkohol Fraunhofer-Präsident geht nach Spesenvorwürfen
26.05.2023, 09:37 Uhr
In Neugebauers Amtszeit ist der Etat der Fraunhofer-Gesellschaft von 1,9 rund 3 Milliarden Euro im Jahr gestiegen.
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Die Fraunhofer-Gesellschaft bekommt einen neuen Chef. Ganz freiwillig scheint der Abgang von Reimund Neugebauer allerdings nicht zu sein: Der bisherige Präsident des deutschen Spitzeninstitutes soll es auf Dienstreisen nicht so genau genommen haben mit Ausgaben für Hotel und Restaurant.
Der in die Kritik geratene Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft legt nach elf Jahren sein Amt nieder. Nachfolger des 2012 gewählten Reimund Neugebauer soll Holger Hanselka werden, der Leiter des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Das teilt die Fraunhofer-Gesellschaft in München mit. Der Senat hat den derzeitigen KIT-Chef demnach einstimmig gewählt und Neugebauer für "sein Engagement an der Spitze der Gesellschaft" gedankt.
Der Bundesrechnungshof hatte der Fraunhofer-Spitze zuvor unangemessen hohe Spesenrechnungen und weitere Verfehlungen vorgeworfen. "Insgesamt zeigte sich ein unangemessener Umgang mit Steuermitteln durch überhöhte Reise-, Dienstfahrzeug- und Repräsentationskosten", heißt es in einem Bericht vom Februar. Unter anderem wurden demnach die Vorgaben des Bundesreisekostengesetzes bei Vorstandsreisen regelmäßig außer Acht gelassen: "Insbesondere wurden die Obergrenzen für das Übernachtungsgeld in Deutschland um bis zu 450 Prozent, im außereuropäischen Ausland um bis zu 420 Prozent überschritten."
Konkret soll Neugebauer beispielsweise in Österreich für 663 Euro in einem Edelhotel übernachtet haben, obwohl laut Regularien lediglich Hotelzimmer für 115 Euro erlaubt sind, wie die "Bild"-Zeitung berichtet. Auf Dienstreisen häufte er zudem Kosten in Höhe von 312.676 Euro bei Restaurantbesuchen an. Ein großer Anteil soll für alkoholische Getränke angefallen sein. In der Fraunhofer-Mitteilung heißt es dazu lediglich, dass Neugebauer seine Geschäfte "einvernehmlich" niederlege.
Fraunhofer-Etat steigt dramatisch an
Schwerpunkt der Fraunhofer-Gesellschaft mit ihren über 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die auf praktische Anwendung konzentrierte Forschung. In Neugebauers Amtszeit ist der Etat von 1,9 Milliarden Euro auf rund 3 Milliarden Euro im Jahr gestiegen, die Zahl der Institute von 64 auf 76 gewachsen. Hanselka soll sein neues Amt schnellstmöglich antreten, Interims-Chefin wird Finanzvorständin Sandra Krey.
Der 61 Jahre alte Hanselka leitet das KIT seit 2013. Die Forschungseinrichtung war 2009 aus dem Zusammenschluss von Universität und Forschungszentrum Karlsruhe entstanden. Als seine zentralen Aufgaben sieht der neue Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft "die internationale Positionierung sowie die Erarbeitung eines modernen Leitbildes für Fraunhofer". "Wir leben in einer Zeit massiver globaler Veränderungen und Herausforderungen. Da muss auch die Forschung mit klarem Profil bedarfsorientiert weltumspannender werden", zitiert das KIT seinen Präsidenten.
Vor seinem Wechsel an das KIT leitete Hanselka bereits zwölf Jahre lang das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit in Darmstadt. Zwischen 2006 und 2012 war er Mitglied des Präsidiums der Fraunhofer-Gesellschaft. Er gilt als Fachmann für Wissens- und Technologietransfer, für Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und für Unternehmensausgründungen.
Quelle: ntv.de, chr/dpa