Politik

Gutachten über Temperatureinfluss G36 erzielt sieben Prozent Trefferquote

Die Standardwaffe der Bundeswehr hat noch wesentlich größere Präzisionsprobleme als zunächst angenommen. Ein neues Gutachten kommt zu dramatischen Ergebnissen: Wird es warm sind Treffer mit dem Gewehr nahezu ausgeschlossen.

Die Präzisionsprobleme des Sturmgewehrs G36 sind nach dem Expertengutachten im Auftrag des Verteidigungsministeriums größer als vermutet. Bei einer Temperaturveränderung um 30 Grad wurde in Tests durchschnittlich nur noch eine Trefferquote von 30 Prozent festgestellt. Bei einer Temperaturänderung von 15 auf 45 Grad fiel die Trefferwahrscheinlichkeit sogar auf 7 Prozent.

"Das bedeutet für den Soldaten im Einsatz, dass der Gegner selbst mit den ersten Schüssen nicht gezielt getroffen werden kann", heißt es in dem vom Planungsamt der Bundeswehr erstellten Teil des 372 Seiten starken Gutachtens. Gefordert wird von der Bundeswehr eine Trefferquote von 90 Prozent.

Vergleichstests hätten gezeigt, dass "deutlich bessere Ergebnisse sehr nahe an der geforderten Treffwahrscheinlichkeit von 90 Prozent technisch möglich sind", heißt es in dem Gutachten. Die Befunde für Dauerfeuer sind ähnlich deutlich. Nach Verschießen von zwei Magazinen (jeweils 30 Schuss) könne die Waffe ein gezieltes Treffen des Gegners nicht mehr zuverlässig gewährleisten.

"In fordernden Gefechtssituationen ist das gezielte, präzise Bekämpfen eines Gegners nicht zuverlässig möglich. Die Waffe ist für den Einsatz nur eingeschränkt tauglich und daher nicht in vollem Umfang einsatzreif", resümieren die Gutachter. "Aus taktisch-operativer Sicht ist daher eine erhebliche Fähigkeitslücke festzustellen, die im Sinne der Überlebens- und Durchhaltefähigkeit sowie der Wirksamkeit im Einsatz schnellstmöglich geschlossen werden muss."

Planungsamt fordert neue Gewehre

Wegen der genannten Probleme fordert das Planungsamt der Bundeswehr umgehend die Beschaffung einer alternativen Waffe für die Einsätze deutscher Soldaten. In der Bewertung der neuen Testergebnisse schreibt das Amt, die Bundeswehr solle umgehend die "Beschaffung geeigneter Sturmgewehre" samt Munition "als Interimslösung für die Bedarfe aktueller Einsätze" einleiten.

Quelle: ntv.de, bdk/dpa

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