"Nur eine Ersatzturbine" Gasturbine soll schon in Deutschland sein
18.07.2022, 10:56 Uhr
Um die Gasturbine aus Kanada gab es ein wochenlanges Hin und Her.
(Foto: imago/IPON)
Lange weigert sich Kanada, eine Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 an Gazprom zu liefern. Russischen Medien zufolge soll diese aber nun in Deutschland angelangt sein - und weiter nach Russland gebracht werden. Doch essenziell für den Betrieb der Pipeline ist sie laut Wirtschaftsministerium nicht.
Die von Siemens gewartete Turbine für die Nord Stream 1 Gaspipeline ist nach Angaben des Wirtschaftsministeriums nur eine Ersatzturbine. "Es handelt sich um eine Ersatzturbine für den Einsatz im September", sagte eine Sprecherin des Ministeriums in Berlin. Es sei ein Vorwand der russischen Seite, dass wegen der Wartung dieser Turbine der Gasfluss durch die Nord Stream 1 Pipeline habe gedrosselt werden müssen. Die Sprecherin machte keine Aussagen zur Frage, wo sich die Turbine jetzt befindet und wann sie beim Eigentümer Gazprom ankommt, weil dies auch Sicherheitsfragen berühre.
Einem russischen Zeitungsbericht zufolge ist die Turbine inzwischen repariert und von Kanada nach Deutschland geliefert worden. Sie sei am Sonntag per Flugzeug nach Deutschland gebracht worden, berichtet "Kommersant" unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen. Sollte es keine Probleme mit der Logistik oder dem Zoll geben, werde es weitere fünf bis sieben Tage dauern, bis die Turbine in Russland ankomme.
Wegen der infolge des Ukraine-Kriegs erlassenen Sanktionen hatte sich Kanada zunächst geweigert, die Turbine an Russland zurückzugeben, entschied sich dann aber doch dafür, das Aggregat stattdessen an Deutschland zu übergeben. Der russische Energiekonzern Gazprom hatte die Gaslieferungen durch die nach Deutschland führende Pipeline Nord Stream 1 seit Juni deutlich gedrosselt und dies mit der fehlenden Turbine begründet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Lieferung der Turbine scharf kritisiert. Kiew werde Kanadas Entscheidung zur Rückgabe der Turbine über Deutschland nach Russland nicht akzeptieren, sagte er. Nach dem Gespräch mit Trudeau schrieb er auf Twitter, die Position zu Sanktionen müsse prinzipienfest sein. "Nach den Terrorangriffen auf Winnyzja, Mykolajiw, Tschassiw Jar und andere muss der Druck erhöht, nicht verringert werden."
Seit vergangenem Montag wird durch Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten nun gar kein Gas mehr geliefert. Die Arbeiten sollen bis zum 21. Juli dauern. Mehrere westliche Politiker äußerten sich skeptisch, ob Gazprom anschließend wieder Gas liefern wird.
Quelle: ntv.de, mbu/rts/dpa