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Kritik an Kriegsführung Gauck ist "froh", nicht nach Israel fahren zu müssen

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Joachim Gauck war von 2012 bis 2017 der Bundespräsident  und der erste Parteilose in diesem Amt.

Joachim Gauck war von 2012 bis 2017 der Bundespräsident und der erste Parteilose in diesem Amt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Antisemitismus müsse entschlossen bekämpft werden, sagt Joachim Gauck in einem Interview. Der frühere Bundespräsident erklärt auch, warum er derzeit lieber nicht nach Israel reisen will und warum er Boykotte, die israelische Wissenschaftler oder Künstler betreffen, ablehnt.

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck fordert einen entschlosseneren Kampf gegen Antisemitismus - auch wenn dieser aus dem arabischen Raum oder von der politisch linken Seite kommt. "Wir haben seit Jahrzehnten eingeübte Abwehrreflexe gegenüber rechts - das ist gut", sagte er dem "Tagesspiegel".

"Was lange vernachlässigt wurde, ist die Beschäftigung mit Antisemitismus etwa aus dem arabischen Raum, wo es völlig normal sein kann, mit antisemitischen Vorstellungen aufzuwachsen." Manche hätten auch Probleme, über linken Antisemitismus in Deutschland zu sprechen. "Egal, wo Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit herrühren: Wir brauchen mehr Entschlossenheit beim Schutz der Menschenwürde", sagte er.

Kritik an rechten Parteien in Israel

Gauck übte zugleich Kritik am Vorgehen Israels in Gaza. "Natürlich war Israels Verteidigung nach den mörderischen Attacken der Hamas am 7. Oktober gerechtfertigt, aber die Art der Kriegsführung überschreitet das Maß dessen, was ich akzeptieren kann", sagte der Alt-Bundespräsident. Er würde in Israel gerne Freunde treffen. "Aber insbesondere die Parteien am rechten Rand, auf die sich (Ministerpräsident Benjamin) Netanjahu stützt, mit einer arroganten Sicht auf die palästinensische Bevölkerung, erzeugen bei mir einen solchen Widerwillen, dass ich froh bin, nicht hinfahren zu müssen."

Israel etwa beim Eurovision Song Contest (ESC) auszuschließen, halte er jedoch für falsch, sagte Gauck - ebenso wie Boykotte, die israelische Wissenschaftler und Künstler beträfen. "Ich halte das für eine falsche Strategie, zumal viele der Betroffenen Gegner der Politik Netanjahus sind", meinte er.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker der Hamas und anderer Terroristen in Israel, bei dem am 7. Oktober 2023 etwa 1200 Menschen getötet und mehr als 250 verschleppt wurden. Bei massiven israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden danach nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 68.500 Menschen getötet. Seit dem 10. Oktober gilt offiziell eine Waffenruhe im Gaza-Krieg, die aber brüchig ist.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa

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