Auch aus Deutschland erwartet Geflüchtete Syrer drängen zurück in ihre Heimat
08.12.2024, 12:31 Uhr
Am Grenzübergang Masnaa im Libanon bildete sich eine Schlange.
(Foto: REUTERS)
Aus dem Libanon kehren bereits zahlreiche Menschen nach Syrien zurück. "Und es wird möglicherweise auch einige geben in Europa und in Deutschland, die jetzt zurückkönnen in ihre Häuser, falls sie noch stehen", sagt Nahostexperte Wieland im Gespräch mit ntv.de.
Nach dem Machtwechsel in Syrien wollen zahlreiche Syrer aus dem Libanon in ihre Heimat zurückkehren. Auf der libanesischen Seite des Grenzübergangs Masnaa drängten sich Menschen und warteten auf Einlass. Die libanesischen Sicherheitsbehörden hatten den Grenzübergang in der Nacht geschlossen, aber am Morgen wieder geöffnet und ermöglichten damit Syrern die freie Ausreise aus dem Libanon. Die Einreise aus Syrien in das Land wurde dagegen beschränkt.
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP berichtete, die syrische Seite der Grenze sei von den dortigen Beamten aufgegeben worden. Er habe gesehen, dass Menschen die Gelegenheit genutzt hätten, um ein Geschäft für zollfreien Einkauf im Niemandsland zwischen den beiden Grenzkontrollpunkten zu plündern.
Nahostexperte Carsten Wieland erläuterte im Gespräch mit ntv.de mit Blick auf zu erwartende Fluchtbewegungen, dass nun Gebiete wieder zugänglich seien, die zuvor nicht erreichbar waren. Aus Idlib etwa seien bereits viele Menschen nach Aleppo zurückgekehrt. "Es werden sicher auch einige aus der Türkei zurückkehren", sagte der ehemalige Berater des UN-Friedensprozesses in Syrien. "Und es wird möglicherweise auch einige geben in Europa und in Deutschland, die jetzt zurückkönnen in ihre Häuser, falls sie noch stehen."
Flüchtlingen droht nicht mehr Assads Folter
Zuvor hätten sie die Gebiete nicht betreten können, weil ihnen unter dem Assad-Regime Folter drohte. "All das ist ja nicht mehr der Fall", führte Wieland aus. "Insofern ist das jetzt weniger ein flüchtlingstreibendes Ereignis, sondern ich würde sagen, ein flüchtlingsreduzierendes Ereignis."
Im Libanon waren Ende September etwa 770.000 syrische Flüchtlinge beim UN-Flüchtlingshilfswerk registriert. Kritiker monieren, das Land habe zu viele Flüchtlinge aufgenommen - pro Einwohner mehr als jeder andere Staat der Welt. Beobachter gehen davon aus, dass Hunderttausende weitere Geflüchtete in dem Land nicht registriert sind. Viele flohen nach der Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der militant-islamistischen Hisbollah-Miliz Ende September aus dem Libanon, andere kamen in den vergangenen Tagen aus Syrien zurück, als die Rebellen in Richtung Damaskus marschierten.
Quelle: ntv.de, chl/fni/AP