Euphorie in westlichen Staaten Syrer feiern in ganz Deutschland den Sturz von Assad
08.12.2024, 12:41 Uhr Artikel anhören
Hunderte Menschen jubeln in ganz Deutschland angesischts des Sturzes des syrischen Regimes. Nach dem Ende der Assad-Herrschaft rufen nun Syrer in ganz Deutschland zur Versöhnung auf. Ein Flüchtling in Hannover etwa sagt: "Ich verzeihe dem Menschen, der seit 2012 mein Haus besetzt hat."
Tausende Menschen haben in Berlin den Sturz des bisherigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad gefeiert. Allein am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg versammelten sich laut Polizei am Nachmittag rund 5.000 Feiernde. Unter lautem Jubel und Sprechgesängen schwenkten sie Syrien-Fahnen - häufig versehen mit der Aufschrift "Free Syria". Es wurde getrommelt, immer wieder wurden kleinere Böller gezündet.
Auch in weiteren Städten in Deutschland kam es zu spontanen Feiern. In Nordrhein-Westfalen haben nach Polizei-Angaben mehr als 2000 Menschen in mehreren Städten demonstriert und den Sturz des bisherigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad gefeiert. Die Veranstaltungen verliefen demnach friedlich.
In der Wuppertaler Innenstadt kamen mehr als 800 Menschen bei einer angemeldeten Versammlung zusammen. Es waren Sprechchöre zu hören. Menschen umarmten sich, schwenkten syrische Landesfahnen und verteilten Süßigkeiten. Außerdem gab es Autokorsos und Hupkonzerte. Dabei kam es der Polizei zufolge teilweise zu Verkehrsbehinderungen.
Auch am Hofgarten in Bonn versammelten sich viele Menschen. An der Kundgebung unter dem Motto "Befreiung vom Diktator aus Syrien" nahmen laut Polizei rund 350 Personen teil. Veranstaltungen finden am Wochenende auch in Essen, Hamm und anderen Städten statt.
Bereits am Samstag hatten 1200 Menschen in Dortmund protestiert. Die Demonstration in der Innenstadt verlief emotional, aber friedlich, wie ein Sprecher der Polizei sagte. In Syrien waren die Aufständischen in den vergangenen Tagen vorgerückt und in der Hauptstadt Damaskus auch in den Präsidentenpalast eingedrungen. Assad war kurz zuvor aus Damaskus geflohen.
Exil-Oppositionelle rufen zu Wiederaufbau auf
In ganz Deutschland und anderen westlichen Staaten reagierten syrische Exil-Oppositionelle mit Euphorie und Aufrufen zur Versöhnung auf das Ende der Herrschaft von Assad. Gleichzeitig verfolgen viele von ihnen mit Spannung die Nachrichten von der Befreiung ehemaliger Weggefährten und anderer politischer Gefangener. "Lasst uns unser Syrien gemeinsam wieder aufbauen", schrieb der Menschenrechtsanwalt Michal Shammas auf seiner Facebook-Seite.
Hassan al-Aswad von der Syrischen Demokratischen Allianz rief seine Landsleute auf, denjenigen zu verzeihen, die zwar Teil des alten Systems waren, aber keine schweren Verbrechen begangen haben. Der Anwalt aus der Stadt Daraa, der als Flüchtling in Hannover lebt, veröffentlichte ein Video, in dem er sagte, es sei gut, dass beim Vorrücken der Assad-Gegner bislang keine staatlichen Einrichtungen zerstört worden seien. Er sagte: "Ich verzeihe dem Menschen, der seit 2012 mein Haus besetzt hat." Er fügte hinzu: "Gott möge dir verzeihen. Ich will nichts von dir."
Die Syrer stünden jetzt vor einer großen Prüfung, erklärte Al-Aswad. Er sagte: "Der Krieg ist nicht einfach, aber der Frieden ist schwieriger." Wer Schuld auf sich geladen habe, müsse ein faires Gerichtsverfahren bekommen. Dies sei etwas, was man den Syrern bisher vorenthalten habe.
In Foren syrischer Regimegegner werden seit Samstag zahlreiche Videos verbreitet, in denen die Befreiung von Gefangenen zu sehen ist. Nach Angaben von Menschenrechtlern sind unter ihnen auch politische Gefangene, die noch unter dem im Jahr 2000 gestorbenen Präsidenten Hafis al-Assad inhaftiert worden waren.
Quelle: ntv.de, chl/lme/dpa