Videobotschaft aus Exil Ghani floh in Hausschuhen aus Kabul
19.08.2021, 02:18 Uhr
Gegen den geflüchteten Präsidenten bestehen Vorwürfe des Diebstahls.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Bei der Flucht von Aschraf Ghani aus Afghanistan musste es offenbar schnell gehen: Er habe weder seine Hausschuhe ausziehen noch seine Besitztümer mitnehmen können, erzählt der im Exil lebende Präsident in einer Videobotschaft. Dabei erklärt er auch, wie seine Zukunft aussehen soll.
Der aus Afghanistan geflüchtete Präsident Aschraf Ghani will eigenen Angaben zufolge nicht im Exil bleiben. Er sei in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), um ein Blutvergießen und eine Tragöde zu verhindern. Er sei aber in Gesprächen, nach Afghanistan zurückzukehren und seine Bemühungen für Gerechtigkeit im Land fortzusetzen, sagte Ghani in einer auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft.
Ghani hatte Afghanistan angesichts des rasanten Vormarsches der militant-islamistischen Taliban am Sonntagvormittag fluchtartig und ohne Erklärung verlassen. Danach waren die Taliban am Abend in die geschätzt 5,4 Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Kabul eingerückt. Ghani wies Vorwürfe zurück, dass er Gelder mitgenommen habe. Der afghanische Botschafter in Tadschikistan etwa hatte Ghani des Diebstahls von 169 Millionen Dollar (144 Millionen Euro) an staatlichen Mitteln beschuldigt. Die Vorwürfe seien völlig unbegründet und weit entfernt von der Wahrheit.
Weiter gab Ghani an, er habe das Land so schnell verlassen müssen, dass er seine Hausschuhe nicht ausziehen und seine Stiefel nicht anziehen konnte. Er habe keines seiner wertvollsten Besitztümer mitnehmen können, weder seine Bücher noch einen persönlichen Laptop, "auf dem alles war". Ghani gilt als Vielleser. Seine Bibliothek im Präsidentenpalast soll rund 6000 Bücher umfassen. Das Außenministerium der VAE bestätigte, dass das Land ihn und seine Familie aus humanitären Gründen aufgenommen habe. Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach Ghani in der Hauptstadt Abu Dhabi gesichtet worden sein soll.
Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten in der jüngeren Vergangenheit mehrmals hohen ausländischen Staatsvertretern mit Problemen in ihrem Heimatland Schutz gewährt. Vergangenes Jahr ging der unter Korruptionsverdacht stehende ehemalige König Juan Carlos von Spanien ins Exil in die Emirate. Die in Abwesenheit zu fünf Jahren Haft verurteilte ehemalige thailändische Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra fand 2017 in Dubai Schutz.
Quelle: ntv.de, spl/dpa/AFP