Vor dem Al-Kuds-Marsch in Berlin Giffey fordert Signal an Juden
01.06.2019, 11:22 Uhr
2015 zog der Marsch über den Kurfürstendamm.
(Foto: picture alliance/dpa)
Am Nachmittag wird der Al-Kuds-Marsch durch Berlin ziehen. Im vergangenen Jahr wurden dabei antisemitische Parolen gerufen. Familienministerin Giffey fordert die Zivilgesellschaft auf, das nicht zuzulassen.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat vor der Al-Kuds-Kundgebung in Berlin mehr zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus in Deutschland gefordert. "Für Antisemitismus, Ausgrenzung und Hetze gegen Jüdinnen und Juden darf es keinen Platz geben", sagte die SPD-Politikerin dem Berliner "Tagesspiegel".
"Wir alle müssen antisemitischer Diskriminierung entgegentreten, laut werden gegen Antisemitismus, und Jüdinnen und Juden zeigen: Wir sind da für euch, wir unterstützen euch", forderte die frühere Bezirksbürgermeisterin von Neukölln. Vorfälle der vergangenen Wochen, Monate und Jahre hätten gezeigt, dass Antisemitismus "ein ernstes Problem unserer Gesellschaft ist, das wir nicht akzeptieren dürfen".
Der Kampf gegen Antisemitismus ließe sich nur gewinnen, wenn die Zivilgesellschaft vor Ort gestärkt werde, fügte die Ministerin hinzu. "Nur wenn wir uns gemeinsam und auf allen Ebenen - in der Familie, vor Ort im Kiez, in Politik, Kultur und Wirtschaft - immer wieder gegen Antisemitismus in allen seinen Erscheinungsformen einsetzen, werden wir ihm dauerhaft Einhalt gebieten können."
Kippa gegen Hetze
Zuvor hatte bereits Berlins Antisemitismusbeauftragter Lorenz Korgel dazu aufgerufen, am Nachmittag an Gegendemonstrationen gegen den Al-Kuds-Marsch in der Hauptstadt teilzunehmen. Antisemitische Botschaften und Hass auf Israel seien in den vergangenen Jahren immer wieder Bestandteil des Marsches gewesen. Die zivilgesellschaftlichen Gegenproteste zeigten aber, dass Antisemitismus in Berlin nicht unwidersprochen bleibe.
Anfang der Woche hatte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, dazu aufgerufen, heute Kippa zu tragen, da am Al-Kuds-Tag in Berlin "wieder in unerträglicher Weise gegen Israel und gegen Juden gehetzt wird". Die Bürger sollten mit der religiösen Kopfbedeckung ein Zeichen der Solidarität mit Juden setzen und "für die uneingeschränkte Religionsfreiheit und gesellschaftliche Vielfalt" eintreten. Auch Klein rief zur Teilnahme an den Gegenveranstaltungen zur Al-Kuds-Demo auf.
Offiziell findet die Kundgebung unter dem Motto "Für einen gerechten Frieden in Palästina" statt. Nach Polizeiangaben rechnen die Veranstalter mit 2000 Teilnehmern. Ein breites Bündnis unter anderem aus Gewerkschaften und der Jüdischen Gemeinde Berlin rief zu einer Gegenkundgebung auf und erwartet etwa 400 Teilnehmer. Am Al-Kuds-Marsch nahmen im vergangenen Jahr mehr als tausend Menschen teil.
Der internationale Al-Kuds-Tag war Ende der 1970er Jahre vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini ins Leben gerufen worden, um gegen die israelische Besatzung der Palästinensergebiete zu protestieren. Al Kuds ist der arabische Begriff für die Stadt Jerusalem.
Quelle: ntv.de, sba/dpa