Firmen warnen vor Überangebot Greift EU-Kommission der Solarbranche unter die Arme?
27.01.2024, 22:02 Uhr Artikel anhören
Derzeit kommen 90 Prozent der Solarinstallationen aus China.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Rufe der Solarindustrie in Europa sind laut: Gegen die Dumping-Preise aus China ist kein Entgegenkommen. Zuletzt hat der Hersteller Meyer Burger mit Abwanderung gedroht und staatliche Unterstützung eingefordert. Jetzt erwägt die EU-Kommission, der strauchelnden Branche zu helfen.
Die EU-Kommission denkt laut einem Medienbericht darüber nach, die europäische Solarmodulbranche zu unterstützen. Grund sei eine Flut von Billigimporten aus China, die die heimische Produktion bedrohe, berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf EU-Vertreter.
Die Maßnahmen der Europäischen Kommission könnten eine Anti-Dumping-Untersuchung gegen China beinhalten, die zu Strafzöllen führen könnte. Außerdem seien Anreize für nationale Regierungen möglich, um Fabriken am Laufen zu halten. Die europäische Solarstromindustrie warnt vor einem Überangebot an billigen chinesischen Importen. Aufgrund der günstigeren Ware aus China stehen einige Hersteller nach Verbandsangaben kurz vor der Insolvenz.
Beim "Handelsblatt"-Energiegipfel in der vergangenen Woche hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erneut auf die Problematik hingewiesen. "Wir sind gut beraten, auch aus Resilienzgründen, dass wir jetzt einen Teil des Fertigungswissens in Deutschland und in Europa halten."
Derzeit kämen 90 Prozent der Solarinstallationen aus China. Von den übrigen zehn Prozent komme ein Teil aus Europa und ein kleiner Teil aus Deutschland. Es werde darüber geredet, wie dies gehalten werden könne. Die Frage, ob es in fünf Jahren noch eine Solarindustrie in Deutschland geben werde, beantwortete Habeck mit "Ja".
Meyer-Burger-Chef fordert staatliche Unterstützung
Das Solarunternehmen Meyer Burger hatte vergangene Woche mit der Schließung seiner Solarmodulproduktion in Deutschland gedroht und dies mit der Konkurrenz vor allem aus China begründet. Habeck sagte, dass sein Ministerium mit Meyer Burger und mit anderen solaren Herstellern in intensivem, täglichem Kontakt sei.
Der Schweizer Hersteller erwartet eigenen Angaben zufolge für 2023 einen Verlust im Betriebsergebnis von "mindestens" 134 Millionen Euro. Es verwies auf einen "starken Anstieg der chinesischen Produktionsüberkapazitäten und von Indien und den USA verhängte Handelsbeschränkungen". Dies habe 2023 zu einem "erheblichen Überangebot und beispiellosen Verzerrungen auf dem europäischen Solarmarkt" geführt. Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt hatte in den vergangenen Monaten wiederholt in Berlin staatliche Unterstützung eingefordert.
Quelle: ntv.de, jki/rts