Keine Ausreisen nach Ägypten Grenzübergang Rafah für Verletzte und Ausländer wieder dicht
05.11.2023, 14:28 Uhr Artikel anhören
Der Grenzübergang Rafah ist derzeit wieder lediglich für Hilfslieferungen geöffnet.
(Foto: picture alliance/dpa)
Wieder stauen sich am Grenzübergang Rafah Menschen und Autos, die aus dem Gazastreifen nach Ägypten ausreisen wollen. Die Hamas gestattet derzeit keine Ausreisen von Ausländern, Doppelstaatlern und Verletzten. Es gibt unterschiedliche Angaben zu den Gründen.
Die Evakuierung von Verletzten aus dem Gazastreifen und von Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten ist Sicherheitskreisen zufolge seit Samstag ausgesetzt. Hintergrund sei der israelische Angriff auf einen Krankenwagen im Gazastreifen am Freitag, der für den Transport von Verletzten genutzt worden sei, erklärten ein Vertreter der ägyptischen Sicherheitsbehörden und ein Mitarbeiter eines medizinischen Dienstes.
Die von der militant-islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen hatte am Freitag mitgeteilt, Israel habe einen Konvoi von Krankenwagen angegriffen. Laut Palästinensischem Roten Halbmond und dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium sollten Verwundete zum Grenzübergang Rafah gebracht werden, damit sie in Ägypten behandelt werden können. 15 Menschen sollen demnach bei dem Raketenangriff vor den Toren des Krankenhauses getötet und weitere 60 verletzt worden sein. Israel hingegen erklärte, der Krankenwagen sei von der Hamas zum Transport von Kämpfern und Waffen genutzt worden. Dabei seien mehrere Terroristen getötet worden. Alle Angaben sind derzeit nicht unabhängig überprüfbar.
Ein Vertreter der Grenzübergangsverwaltung sagte der Nachrichtenagentur AFP hingegen, Grund für die Schließung sei die Weigerung Israels, verletzte Palästinenser in ägyptische Krankenhäuser bringen zu lassen. "Kein ausländischer Passinhaber darf den Gazastreifen verlassen, bevor die Verletzten, die aus den Krankenhäusern im nördlichen Gazastreifen evakuiert werden müssen, zum Rafah-Terminal transportiert werden können", sagte der Beamte, der nicht namentlich genannt werden wollte.
Hunderte Ausreisen
Nach US-Angaben hatte die Hamas versucht, über den zeitweise geöffneten Grenzübergang Rafah eigene Kämpfer aus dem Gazastreifen auszuschleusen. Insgesamt haben seit Mittwoch Hunderte Menschen den Gazastreifen über Rafah verlassen, nachdem das Golfemirat Katar in Abstimmung mit den USA eine Vereinbarung zwischen Ägypten, der Hamas und Israel vermittelt hatte. Rafah ist der einzige nicht von Israel kontrollierte Grenzübergang am Gazastreifen. In den vorherigen Kriegswochen war lediglich Hilfskonvois die Durchfahrt genehmigt worden.
Lastwagen mit Hilfsgütern könnten auch jetzt weiterhin in das Palästinensergebiet fahren. Das UN-Welternährungsprogramms (WFP) forderte einen sicheren und erweiterten Zugang für humanitäre Hilfe zum Gazastreifen. Der Bedarf an humanitären Hilfsgütern sei sprunghaft angestiegen und die kritischen Nahrungsmittelvorräte hätten einen gefährlichen Tiefstand erreicht, sagte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain nach einem Besuch am Grenzübergang Rafah am Sonntag.
"Heute spreche ich einen dringenden Appell für die Millionen von Menschen aus, deren Leben durch diese Krise zerstört wird." McCain traf sich zuvor in Kairo mit dem ägyptischen Präsident Abdel Fattah al-Sisi, um über die Lieferung von humanitären Hilfsgütern zu sprechen. Zwar nähmen die Lieferungen in den Gazastreifen stetig zu, sie reichten jedoch bei Weitem nicht aus, um den wachsenden Bedarf zu decken, so McCain. Im Gazastreifen sind nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds seit Beginn des Krieges am 7. Oktober 421 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfslieferungen - darunter Lebensmittel, Wasser, Medikamente und medizinische Ausrüstung - eingetroffen. Nach UN-Angaben würden für die Versorgung mit dem Notwendigsten 100 LKW pro Tag benötigt.
Quelle: ntv.de, sba/dpa/AFP