Politik

15-jähriger Star des UN-Gipfels Greta liest den Mächtigen die Leviten

Bei Wind und Wetter streikt Greta Woche für Woche in Stockholm für das Klima.

Bei Wind und Wetter streikt Greta Woche für Woche in Stockholm für das Klima.

(Foto: REUTERS)

Tagelang feilschen die Delegierten von fast 200 Staaten in Kattowitz um Geld und technische Details des Klimaschutzes. Ausgerechnet eine 15-Jährige mit Weitsicht sagt ihnen, was sie von solcher Politik hält und wird weltweit dafür gefeiert.

Alle Stars der Klimaschutz-Szene waren bei der UN-Konferenz in Kattowitz: Ex-US-Vizepräsident Al Gore redete den Delegierten ins Gewissen, Öko-Terminator Arnold Schwarzenegger mahnte die Vertreter von fast 200 Regierungen zu mehr Engagement, während die Verhandlungen über ein konkretes Regelwerk zum Klimaabkommen von Paris fast zu scheitern drohten. Doch weltweit wohl am meisten Eindruck machte der Auftritt eines 15-jährigen Mädchens.

Die schwedische Schülerin Greta Thunberg las den versammelten Politikern und den Regierungen, die sie repräsentieren, die Leviten: "Ihr sagt, ihr liebt eure Kinder über alles. Und doch stehlt ihr vor ihren Augen ihre Zukunft." Das Mädchen mit den langen geflochtenen Zöpfen fand deutliche Worte, um ihre Wut über die Untätigkeit von Regierungen weltweit in Sachen Klimaschutz auszudrücken: "Euch gehen die Entschuldigungen aus. Und uns geht die Zeit aus. Wir sind hierher gekommen, um euch wissen zu lassen, dass es Veränderungen geben wird. Ob es euch gefällt oder nicht. Die echte Macht liegt bei den Menschen."

Mit ihrer Rede vor den Delegierten der Weltklimakonferenz am Samstag machte Thunberg weltweit Schlagzeilen. In ihrer Heimat ist sie längst eine bekannte Aktivistin - und Schulschwänzerin. Statt in die Schule zu gehen, stellte sie sich am ersten Tag nach den letzten Sommerferien, wenige Wochen vor der Parlamentswahl in Schweden, vor den Reichstag in Stockholm mit einem Schild mit der Aufschrift "Schulstreik für das Klima".

"Egal, ob ich beliebt bin"

Mehrere Wochen schwänzte Greta täglich für ihren Protest. Dann demonstrierte sie einmal pro Woche. Dafür fand sie im ganzen Land Nachahmer. Aus ihren Einzeldemos wurde eine Bewegung, zunächst in vielen Städten und Gemeinden in Schweden, dann auch in anderen Ländern in Europa und sogar in Australien. Auch in Berlin gab es schon erste Schülerdemonstrationen.

Für ihr Engagement erhält Greta, die eigenen Angaben zufolge unter dem Aspergersyndrom (einer milden Form des Autismus) leidet, nicht nur Zustimmung. In den sozialen Medien werden sie und ihre Familie beschimpft. Ihre Eltern, die inzwischen Medienanfragen aus der ganzen Welt koordinieren, müssen sich anhören, sie würden ihre Tochter "verheizen". Dem "Spiegel" erzählte Gretas Vater vor einigen Wochen, seine Tochter sei wegen ihrer Sorgen über den Klimawandel lange traurig, fast depressiv gewesen. Seit sie etwas dagegen unternehme, gehe es ihr richtig gut.

Greta Thunberg selbst kümmern solche Debatten kaum. "Mir ist es egal, ob ich beliebt bin", sagte sie in Kattowitz. "Ich will Gerechtigkeit in der Klimafrage und einen Planeten, auf dem wir leben können."

Quelle: ntv.de, mbo

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