Bartsch und Ramelow im Rennen? Gysi will Linke mit "Aktion Silberlocke" in Bundestag hieven
20.10.2024, 12:53 Uhr Artikel anhören
Der 76.-jährge Gysi (r.) will offenbar den 68-jährigen Ramelow beknien, sich um ein Bundestagsmandat zu bewerben.
(Foto: picture alliance / dts-Agentur)
Die Linke muss um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen. Der langjährige Fraktionsvorsitzende Gysi setzt dabei auf den Promi-Faktor. So sollen nach seiner Vorstellung neben ihm auch Bartsch und Thüringens Regierungschef Ramelow nichts weniger als die Partei retten.
Drei Alt-Prominente der Linken erwägen mit der "Aktion Silberlocke" der Partei bei der Wahl im kommenden Jahr den Wiedereinzug in den Bundestag zu retten. Neben den beiden Linken-Abgeordneten Gregor Gysi und Dietmar Bartsch spielt offenbar auch Thüringens scheidender Ministerpräsident Bodo Ramelow mit dem Gedanken, sich für ein Bundestagsmandat zu bewerben. Die drei wollten "irgendwann nach dem Parteitag" darüber beraten, "ob es den wirklich notwendigen Aufschwung in unserer Partei gibt", verkündete Gregor Gysi auf dem Linken-Bundesparteitag in Halle an der Saale. "Wenn wir zu einem positiven Ergebnis kommen, dann starten wir die Aktion Silberlocke."
Das bedeute, dass die drei "dann im vollem Umfang in den Wahlkampf eingreifen", betonte Gysi. "Jeder von ihnen versucht, ein Direktmandat zu erreichen." Die Fünf-Prozent-Hürde müsse überschritten werden, um so wieder in Fraktionsstärke in den Bundestag einzuziehen, gab Gysi, der aktuell für die Linke als direkt gewählter Abgeordneter im Bundestag sitzt, aber auch als Ziel aus. Dieses Ziel kann allerdings auch mit drei Direktmandaten erreicht werden. Der inzwischen 76-Jährige sitzt mit Ausnahme einer gut vierjährigen Unterbrechung seit 1990 im Bundestag.
Lötzsch und Pau treten nicht mehr an
Bartsch ist ebenfalls Bundestagsmitglied, ihm gelang es allerdings 2021 nicht, seinen Wahlkreis zu gewinnen; er zog deshalb über die Parteiliste in das Parlament ein. Der 66-Jährige ist mit einer Unterbrechung seit 1998 Mitglied im Bundestag. Er war der letzte Fraktionsvorsitzende der Linken vor der Abspaltung des späteren BSW.
Bodo Ramelow ist nach den Verlusten seiner Partei bei der Wahl in Thüringen nur noch geschäftsführend als Ministerpräsident im Amt. Der 68-Jährige sitzt seit 1999 im Thüringer Landtag. Von 2005 bis 2009 war er Bundestagsabgeordneter und kehrte dann in den Freistaat zurück. Seit 2014 ist der erste Regierungschef der Linken in einem Bundesland.
Bundesweit liegt die Linke in Umfragen bei nur drei bis vier Prozent. Mit Gesine Lötzsch und zuletzt Petra Pau haben zwei Linke-Abgeordnete, die über Jahre eine sichere Bank für ein Direktmandat waren, ihren Rückzug aus der Bundespolitik angekündigt. Lötzschs Wahlkreis Berlin-Lichtenberg will die neue Linken-Co-Chefin Ines Schwerdnter übernehmen - und dort Berichten zufolge möglicherweise gegen BSW-Chefin Sahra Wagenknecht antreten. Für den Urnengang im nächsten Jahr gab sie sechs Direktmandate als Ziel aus. Bei der Wahl 2021 hatte die Linke drei Direktmandate errungen - zwei in Berlin und eins in Leipzig.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP