Nach Kritik an Baerbock Habeck: Kein Wechsel der Kanzlerkandidatin
09.07.2021, 22:10 Uhr
Habeck gibt Baerbock nun Rückendeckung - und äußert zugleich behutsame Kritik.
(Foto: imago images/Metodi Popow)
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gerät zuletzt in die Kritik, die Umfragewerte sinken. Doch von einer möglichen Auswechslung der Spitzenkandidatin sei parteiintern keine Rede, betont nun der Co-Vorsitzende der Grünen Robert Habeck. Allerdings sagt er auch: "Es gab handwerkliche Fehler."
Robert Habeck ist allen Spekulationen entgegengetreten, die Grünen könnten Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin austauschen. Der Co-Vorsitzende der Partei sagte der "Süddeutschen Zeitung": "Das ist Kokolores." Die Grünen hätten Annalena Baerbock gerade erst mit fast hundert Prozent zu ihrer Kanzlerkandidatin gewählt. Jetzt gehe es darum, "aus diesem Vertrauensvorschuss, den sie von der Partei bekommen hat, das Beste zu machen". Habeck betonte, dass es kein Nachdenken und kein Reden über einen Wechsel gebe. "Nein. Das ist keine Debatte", sagte Habeck.
Der Co-Chef der Grünen räumte zugleich ein, dass die Pannen und Versäumnisse auch ihn geärgert hätten. "Es gab handwerkliche Fehler", das habe Baerbock ja auch eingeräumt. Zugleich widersprach er der Behauptung, Baerbock sei eine Hochstaplerin. "Das ist sie nicht", sagte Habeck. "Annalena Baerbock ist eine Frau, die von den Themen und ihrer Umsetzung getrieben ist. Dafür geht sie hohe persönliche Risiken ein, wie man jetzt ja sieht."
Habeck zeigte sich zuversichtlich, das verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen zu können. "Wir haben noch gut zwei Monate bis zum Wahlabend." In dieser Zeit könne die Partei klarmachen, "dass Vertrauen in die richtige Politik die Abstimmung bestimmen sollte." Er sehe deshalb noch "große Chancen, im Lauf des Wahlkampfs dieses kostbare Gut Vertrauen zu erwerben".
"Gelaufen ist gar nichts"
Habeck trat zudem Einschätzungen entgegen, das Rennen um das Kanzleramt sei für die Grünen schon verloren. "Gelaufen ist gar nichts." Die letzten Wochen seien zwar "kein Glanzstück" gewesen. "Aber wir stehen noch immer sehr gut da - gut genug, um mit Freundlichkeit und Freude und der Leichtigkeit des Sommers einen fulminanten Wahlkampf zu machen."
Habeck widersprach außerdem der These, die Grünen müssten den Wahlkampf quasi neu beginnen. "Wir brauchen keinen Neustart", sagte Habeck. "Wir müssen zu den Dingen zurückkehren, die uns in die Situation gebracht haben, überhaupt erst eine Kanzlerkandidatin zu benennen." Dazu gehöre eine "scharfe Definition der großen Leitbegriffe unserer Republik: Freiheit, Wohlstand, Wachstum und Gerechtigkeit". Nötig sei darüber hinaus aber auch "eine werbende Sprache" und "eine einladende Kommunikation, die nicht besserwisserisch daherkommt".
Auch an die eigenen Leute gerichtet sagte Habeck, seine Partei sei gut damit gefahren, "nicht eine kläffende, sondern eine umarmende, eine einladende Politik zu formulieren". Dazu gehöre auch, nicht in die alten Schützengräben zu rutschen. "Das ist kein guter Ort, um drin stecken zu bleiben", so der Grünen-Co-Chef. "Schützengräben sind für eine Partei, die ihre Wurzeln im Pazifismus hat, sowieso kein guter Ort, um sich lange dort aufzuhalten."
Quelle: ntv.de, kst