Vorzeitige Corona-Impfung Halles Stadtoberhaupt räumt Fehler ein
07.02.2021, 15:57 Uhr
Ist schon geimpft: Halles OB Bernd Wiegand.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Der Corona-Impfstoff ist knapp, zunächst sind daher vor allem Menschen über 80 dran. Eigentlich. Denn Halles Oberbürgermeister Wiegand ist 63 Jahre alt und hat schon eine Spritze bekommen. Als das rauskommt, verteidigt sich der parteilose Politiker offensiv. Nun erkennt er, dass er einen Fehler begangen hat.
Halles parteiloser Oberbürgermeister Bernd Wiegand hat nach seiner Erstimpfung und der daraus resultierenden öffentlichen Empörung Fehler bei der Kommunikation eingeräumt. "Das kann man natürlich transparenter machen, und das hätte man natürlich auch transparenter machen müssen", sagte Wiegand. Das grundsätzliche Vorgehen bei seiner Impfung verteidigte Wiegand erneut. "Wir im Katastrophenschutzstab stehen zu dem Vorgehen." Er habe seine Erstimpfung zunächst nicht bekannt gemacht, da dies eine persönliche Angelegenheit sei.
Am Samstag hatte der 63-jährige Wiegand eingeräumt, dass er und zehn seiner Stadträte bereits eine Impfung bekommen hatten, obwohl sie nicht zur ersten Prioritätsgruppe gehören. Laut Wiegand hatte die Stadt ein Verfahren für den Umgang mit Impfdosen entwickelt, die am Ende des Tages übrig bleiben und nicht bis zum nächsten Tag haltbar sind. Demnach werden bei solchen Resten zunächst Menschen der ersten Prioritätsgruppe angerufen. Sollten die nicht für eine spontane Impfung zur Verfügung stehen, werde mit einem Zufallsgenerator ein Kandidat aus einem Pool aus Rettungsdiensten, Fachärzten, Stadträten und Angehörigen des Katastrophenstabes gezogen.
Im Rahmen dieses Verfahrens sei er am 17. Januar angerufen worden und habe sich impfen lassen, nachdem er sich vergewissert habe, dass keine anderen Kandidaten zur Verfügung stehen, sagte Wiegand. In Folge der Kritik sei das Verfahren nun aber gestoppt worden, sagte der Oberbürgermeister. In einem Brief habe er Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne um eine landesweite Regelung zum Umgang mit den übrigen Dosen gebeten.
Wiegand ist kein Einzelfall
In den vergangenen Tagen waren mehrere Fälle von Impfungen bekanntgeworden, die entgegen der in der Verordnung festgelegten Reihenfolge vorgenommen worden waren. Am Donnerstag waren zunächst die Impfungen aus Stendal bekanntgeworden. Der Kreis hatte nach eigenen Angaben im Januar einen Feldversuch gemacht, um zu testen, wie sich außerhalb der Impfzentren viele Menschen impfen lassen. Als Probanden wurden Polizisten genommen: 320 von ihnen hätten bei dem Test Mitte Januar ihre Impfungen bekommen.
Am Freitag berichtete der MDR, dass der Landrat von Wittenberg, Jürgen Dannenberg von den Linken und sein Stellvertreter Jörg Hartmann von der CDU geimpft worden seien - und zwar am 26. Dezember - also vor dem offiziellen Impfstart. Dannenberg und der Kreis waren nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Das Gesundheitsministerium bestätigte, die Landkreise Stendal und Wittenberg zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert zu haben.
Quelle: ntv.de, jog/dpa