Politik

Historisches TV-Duell Ist Biden auf der Höhe, kommt Trump über Halbsätze hinaus?

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Muss im Fernsehstudio ohne seine Unterstützer auskommen: Donald Trump

Muss im Fernsehstudio ohne seine Unterstützer auskommen: Donald Trump

(Foto: dpa)

Wie vor vier Jahren heißen die Fernsehduelle des US-Wahlkampfes: Joe Biden gegen Donald Trump, nur mit vertauschten Rollen. Der Präsident und der Herausforderer bereiten sich schon vor. Beide müssen ihre Komfortzone verlassen, denn Hilfsmittel sind untersagt.

In den USA steht der erste Höhepunkt des Präsidentschaftswahlkampfes an: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag trifft der Amtsinhaber auf seinen Vorgänger, Herausforderer und zugleich möglichen Nachfolger. Kurz: Joe Biden trifft auf Donald Trump. Manches spricht für einen historischen Showdown im Fernsehen. Da ist einerseits der merklich vergreisende Präsident, der Demokrat mit den großen Ideen für die Zukunft. Da ist andererseits der in Strafprozessen angeklagte und verurteilte Republikaner, der auf Rache sinnt und ganz andere politische Pläne für die Vereinigten Staaten hat.

LIVE bei ntv: TV-Duell Biden vs. Trump

ntv überträgt das TV-Duell zwischen den beiden US-Präsidentschaftsanwärtern Joe Biden und Donald Trump live.

Freitag, 28.6., um 3 Uhr

Es wird das erste von zwei Fernsehduellen der beiden designierten Kandidaten für die Wahl im November. Die Zuschauer werden dabei die Hüllen fallen sehen. Biden kann nicht seine vorbereiteten Ankündigungen vorlesen. Trump nicht wie bei seinen Wahlkampfauftritten dem wohlgesinnten Publikum seinen verbalisierten Gedankenstrom servieren. Stattdessen bekommen Zuschauer einen Eindruck davon, wie es um die beiden steht. Ist Biden noch auf der Höhe? Schafft es Trump ausnahmsweise, auf den Punkt zu kommen, oder verliert er sich in Halbsätzen? Zuschauer bewerten Fernsehdebatten in US-Präsidentschaftswahlkämpfen üblicherweise nach zwei Fragen: Hat ein Kandidat das Format, Präsident zu sein? Und natürlich: Welcher ist die bessere Wahl?

Die beiden kommen sich zudem erstmals seit vier Jahren nahe. Im Wahlkampfduell 2020 war Biden noch deutlich dynamischer als in den vergangenen Monaten, aber auch Trump war kaum zu bremsen, redete immer wieder dazwischen, wenn Biden sprach; bis der Demokrat bei einer der beiden Debatten irgendwann genervt ohne Seitenblick fragte: "Kannst Du nicht einfach den Mund halten?" Diesmal: geordneter Ablauf statt Dazwischengerede. Die Regie wird das Mikrofon des einen abschalten, wenn der andere spricht.

Keine Teleprompter, keine vorbereiteten Notizen

Im CNN-Studio wird es kein Publikum geben, von dort können also weder Kommentare, Applaus noch Buhrufe kommen. Es geht um Inhalte. Biden, der wegen seiner Alterserscheinungen inzwischen unter Dauerfeuer der Opposition steht, wird dafür wie Trump keine Teleprompter oder Notizen zur Verfügung haben.

Die beiden Kontrahenten müssen sich also vorbereiten. Biden ist bereits seit Donnerstag im präsidentiellen Rückzugsort Camp David, wo er sich auf die Fernsehdebatte vorbereitet. Auch Trump berät sich mit verbündeten Republikanern zu möglichen Themen, die sicher aufkommen werden: Wirtschaft und Inflation, Einwanderung, nationale Sicherheit. Egal, wer sich besser schlägt und im November gewinnt - der Wahlsieger wird der älteste neu vereidigte US-Präsident aller Zeiten sein.

Eine Mehrheit der US-Wähler hält Biden und Trump für zu alt, um weitere vier Jahre im Weißen Haus zu sitzen, wobei sie den Amtsinhaber kritischer sehen. Der Präsident ist 81 Jahre alt, sein Herausforderer ebenfalls schon 78. Trump und die Republikaner stellen Biden immer wieder als senil, unfähig und gescheitert dar. Damit haben sie aber auch die Erwartungen an Biden sehr gedämpft. Das könnte für sie zum Bumerang werden, falls der Präsident eine gute Figur abgibt.

Trump betreibt deshalb wohl kurz vor knapp noch Erwartungsmanagement. Der Republikaner behauptete, er werde ja nicht nur Biden, sondern auch die Moderatoren als Gegner haben. Biden sei zudem ein "würdiger Debattierer", den er nicht unterschätzen wolle. Dies war bereits im März vor der Rede zur Lage Nation geschehen - die Biden jedoch problemlos meisterte. Fox News-Fernsehmoderator Sean Hannity erklärte dazu Anfang Juni bei Fox News, dies sei "nicht der normale Joe" gewesen, "was auch immer er getrunken, gegessen oder genommen hat, vielleicht nur (ein Energiedrink) und Koffeintabletten". Seither habe man es nicht mehr so gesehen. "Aber wir werden es bei der Debatte sehen", vermutete er.

Angriffsfläche von Trump ist größer geworden

Ein agiler, ein angriffslustiger oder doch ein fahriger Biden: Egal, welcher zu sehen sein wird, die Republikaner haben sich auf alles vorbereitet. Biden hingegen wird Trump so weit wie möglich versuchen zu reizen. Seine Verurteilung als Straftäter im Schweigegeldprozess wird er ihm mit Sicherheit vorhalten.

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Mögliche Auswirkungen des Urteils sind inzwischen auch in Umfragen zu sehen, etwa in einer Erhebung von Fox News. Die zeigte vor einigen Tagen erstmals seit Oktober 2023 einen kleinen Vorteil für Biden. Der Grund: ein Stimmungsumschwung bei unabhängigen Wählern. Biden kommt demnach auf 50 Prozent, Trump auf 48 Prozent. Ausruhen kann sich der Demokrat darauf aber keinesfalls.

Es gibt noch weitere Ergebnisse, die den Demokraten leise Hoffnung machen könnten. Rund ein Drittel der US-Amerikaner sagte in der Umfrage, die Wirtschaft sei in guter oder ausgezeichneter Verfassung, ein Rekordwert in Bidens bisheriger Amtszeit; und 44 Prozent sind optimistisch, was die Wirtschaft angeht, ein Plus von 9 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Doch trauen die Wähler dem aktuellen Präsidenten zu, die Lage auch weiter verbessern zu können? Oder halten sie ihn schlicht für das kleinere Übel als Trump? Dafür sollte Biden beim Fernsehduell zumindest ein solides Bild abgeben.

Quelle: ntv.de

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