Debatte über Corona-Maßnahmen Hüther gegen Lockerung an Weihnachten
07.12.2020, 17:51 Uhr
"Ökonomisch hätte ein Verzicht auf die Weihnachtslockerung weniger negative Effekte, könnte aber eine dritte Welle verhindern", so Michael Hüther.
(Foto: picture alliance/dpa)
Eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen lehnt IW-Chef Michael Hüther ebenso ab wie Lockerungen über die Feiertage. "Ich würde eher für eine Stabilität der Regelungen plädieren, um dann auch schneller wieder herauszukönnen", sagt er im Interview.
Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, hat sich gegen eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen ausgesprochen. "Die Forderung nach einem harten Lockdown ist schnell erhoben, aber wir haben einen anderen Verlauf als andere Länder", sagte Hüther ntv.de.
Zugleich lehnte der IW-Chef die von der Ministerpräsidentenkonferenz geplanten Ausnahmen für die Feiertage ab. "Ich denke, dass es in der Weihnachtszeit keine Lockerungen geben sollte, denn da sind ohnehin Ferien. Ökonomisch hätte ein Verzicht auf die Weihnachtslockerung weniger negative Effekte, könnte aber eine dritte Welle verhindern", sagte Hüther. Er setze daher auf ein Beibehalten des Status quo. "Ich würde also eher für eine Stabilität der Regelungen plädieren, um dann auch schneller wieder herauszukönnen."
Hüther mahnte, immer wieder daran zu erinnern, "warum wir das eigentlich tun". Seit Monaten versuche das Land zu verhindern, "was moralisch und ethisch herausfordernd ist, nämlich Triage-Entscheidungen im Krankenhaus". Das habe bisher ganz gut geklappt. "Mit den aktuellen Maßnahmen haben wir erreicht, dass die Infektionszahlen einigermaßen stabilisiert wurden", bilanzierte Hüther.
Im Bund-Länder-Streit um die Übernahme der Corona-Kosten stellte Hüther sich auf die Seite der Bundesländer. Für den Bund sei es einfacher mit den Corona-Schulden umzugehen, sagte er. "Der Bund kann die Corona-Schulden als außergewöhnliche Belastung identifizieren und kann die Tilgung über Kredite finanzieren, ohne die Steuer zu erhöhen oder die Ausgaben zu senken. Diese Möglichkeit haben die Bundesländer nicht."
Mit Blick auf die historische Neuverschuldung, die in dieser Woche im Bundestag beschlossen werden soll, zeigte Hüther sich gelassen: Der Schuldendruck sei "bei Weitem nicht so, wie wir das aus der Erinnerung der 1990er-Jahre mit uns tragen", sagte er. "Die Zinsen liegen real und nominal bei null. Wenn es wieder ein normales Wachstum gibt, selbst wenn es nur ein Prozent ist, können wir aus diesen Schulden herauswachsen."
Das vollständige Interview lesen Sie hier.
Quelle: ntv.de, hvo