Politik

Öl, Gas, KohleHunderte Lobbyisten mischen auf Weltklimakonferenz mit

14.11.2025, 15:41 Uhr
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"Man kann ein Problem nicht lösen, wenn man die Macht denjenigen gibt, die es verursacht haben", argumentierte KBPO-Vertreter Jax Bonbon. (Foto: picture alliance/dpa/Agencia Brazil)

Die Verbrennung von fossilen Rohstoffen heizt die Erde gefährlich auf. Über 40.000 Teilnehmer beraten auf der COP30 über Gegenmaßnahmen. Ein Bericht zeigt: Ein großer Teil sind Vertreter der fossilen Industrie.

Bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz sind nach einer Datenanalyse wieder zahlreiche Lobbyisten der fossilen Industrie vor Ort, die die Verhandlungen über den Kampf gegen die Klimakrise behindern könnten. 1602 der gut 40.000 Teilnehmer bei der sogenannten COP30 im brasilianischen Belém hätten Verbindungen zu der Öl-, Gas- oder Kohleindustrie, heißt es in einem Bericht des Bündnisses Kick Big Polluters Out (KBPO). Demnach könnte in etwa jeder 25. Teilnehmer als Lobbyist der Branche gezählt werden.

Mit Ausnahme des riesigen Gastgeberlandes Brasilien mit seinen 3805 Delegierten hat demnach kein Land so viele Teilnehmer zur COP30 entsandt wie die Unternehmen, die die Nutzung klimaschädlicher fossiler Energieträger verteidigen. Zu ihnen gehören laut der KBPO-Analyse Vertreter der großen Ölkonzerne ExxonMobil, Chevron, Shell und TotalEnergies, aber auch von staatlichen Erdölunternehmen aus den Golfstaaten, afrikanischen Ländern, China und Brasilien.

Das NGO-Bündnis zählt außerdem Vertreter von Unternehmen wie dem deutschen Autobauer VW und dem dänischen Schifffahrtskonzern Maersk zu der fossilen Lobby in Belém. Zudem stehen Vertreter von bestimmten Wirtschaftsverbänden und anderen Einrichtungen auf der Liste. So wird die Venedig-Stiftung für Nachhaltigkeit auf dem Index geführt, weil der italienische Ölkonzern Eni zu ihren Gründern gehört.

Der Analyse zufolge haben die Lobbyisten mehr Zugangspässe als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten. Namentlich sind dies der Tschad, Niger, die Salomonen, Mikronesien, Guinea-Bissau, Sudan, Somalia, Tonga sowie Sierra Leone und Eritrea. Sie kommen zusammen nur auf 1.061 Delegierte in Belém.

Mehr Vertreter in Dubai

Das Bündnis KBPO sucht die Teilnehmerlisten der Weltklimakonferenzen seit 2021 nach Vertretern der fossilen Lobby ab. Zur COP28 im ölreichen Dubai war demnach eine Rekordzahl von 2456 Lobbyisten von Öl, Gas und Kohle angereist, allerdings erreichte damals auch die Gesamtzahl der Teilnehmer mit mehr als 80.000 einen Rekordstand. Die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle setzt das klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid frei, das den Planeten gefährlich aufheizt. Die fatalen Folgen sind häufigere und heftigere Dürren, Hitzewellen, Waldbrände und Stürme.

Viele Vertreter von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fordern den Ausschluss von Vertretern der fossilen Energien bei den internationalen Klimaverhandlungen. "Man kann ein Problem nicht lösen, wenn man die Macht denjenigen gibt, die es verursacht haben", argumentierte KBPO-Vertreter Jax Bonbon. Dies sei eine Frage des "gesunden Menschenverstands".

Laut der Organisation Transparency International könnte die Zahl der Lobbyisten der fossilen Industrie in Belém de facto noch höher sein. Schließlich hätten 54 Prozent der 42.000 akkreditierten Teilnehmer gegenüber der UNO keine Erklärung zu ihren Verbindungen zu der Branche abgegeben.

Quelle: ntv.de, raf/dpa/AFP

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