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Ukraine-Talk bei "Maischberger" "Ich empfinde Abschreckung immer noch als wichtig"

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Man hätte Taurus schon längst liefern müssen, sagt Strack-Zimmermann.

Man hätte Taurus schon längst liefern müssen, sagt Strack-Zimmermann.

(Foto: WDR/Oliver Ziebe)

Trotz einzelner Erfolge der Ukraine gestaltet sich die Zurückdrängung der russischen Angreifer zäh. Die Vorsitzende des Bundestagsverteidigungsausschusses, Strack-Zimmermann, dringt bei "Maischberger" auf eine schnelle Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern.

Die Vorsitzende des Bundestagsverteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP hat sich erneut für eine schnelle Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ausgesprochen. In der ARD-Talkshow "Maischberger" sagt sie in einer Diskussion mit dem Soziologen Harald Welzer: "Ich empfinde Abschreckung immer noch als wichtig." Man müsse Despoten Grenzen aufzeigen, so die Politikerin. Die Lieferung von Waffen an die Ukraine, die sich seit eineinhalb Jahren gegen Russland verteidige, habe funktioniert. Immerhin habe das Land bis jetzt den russischen Angriffskrieg überlebt.

"Es geht um das Völkerrecht"

Die Ukraine müsse den Krieg gegen Russland gewinnen, so Strack-Zimmermann. "Es geht um die territoriale Integrität der Ukraine, es geht ums Völkerrecht. Wenn die Ukraine diesen Krieg verliert, wird das nicht der letzte Krieg in Europa gewesen sein. Dieser Krieg ist im Fluss. Das ist keine Pattsituation." Taurus-Marschflugkörper könnten sehr stark wirken, sagt Strack-Zimmermann. "Deswegen hätte man schon längst liefern müssen. Wir diskutieren jetzt seit April. In den letzten Monaten ist viel Zeit vergangen. In der Ukraine werden jeden Tag Frauen vergewaltigt. Damit sie sich nicht wehren können, werden ihnen die Hände gebrochen. Es sind 20.000 Kinder verschwunden. Es sind Folterkammern gefunden worden, in denen auch Kinder gefoltert wurden. Jeden Tag werden Zivilisten ermordet. Und in Russland wird weiter gelebt, als ob nichts passiert wäre", so die Politikerin. Deswegen sei der Westen aufgerufen, die Ukraine weiter zu unterstützen, humanitär, wirtschaftlich und militärisch.

"Das große Problem ist der Zeitfaktor", mahnt Strack-Zimmermann. Es dauere mindestens drei Monate, bis die Taurus-Marschflugkörper im Einsatz sein könnten. "In der Zwischenzeit sitzen ja die Russen nicht da und trinken ein Kännchen Kaffee, sondern sie agieren."

"Kein Krieg geht ohne Verhandlungen zu Ende"

Auch Welzer wünscht sich, dass die Ukraine aus dem russischen Angriffskrieg als Sieger hervorgeht. Doch er hat Bedenken. Auch für ihn spielt der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Deswegen fragt er: "Was passiert, wenn die Ukraine nicht gewinnt?" Gründe dafür gibt es seiner Ansicht nach genug. Da ist zum Beispiel der zweite Kriegswinter, der bald beginnt. Und da ist der demnächst startende Wahlkampf in den USA. "Wollen Sie eine Situation riskieren, wo die Ukraine die Unterstützung der USA sehr schnell verliert und die Europäer das kompensieren müssen, was die Amerikaner nicht mehr tun?", fragt er.

Das sei kein Grund gegen Waffenlieferungen, erklärt Strack-Zimmermann. Russlands Präsident Wladimir Putin könne sich nur einen Frieden nach seinen Optionen vorstellen. "Dieser Mann will keinen Kompromiss, er will das Völkerrecht außer Kraft setzen und die Ukraine einkassieren." Auch der russische Außenminister Lawrow habe öffentlich bei der UN-Vollversammlung klargemacht, der Krieg könne nur mit einem militärischen Sieg Russlands enden. Russland wolle die Ukraine unterwerfen, während die Ukrainer in ihr friedliches Leben zurückkehren wollten. Das sei nur militärisch lösbar, so die FDP-Politikerin.

Welzer sieht das anders. Solange der Krieg nicht beendet sei, könne er eskalieren, darum fordert er diplomatische Anstrengungen. Strack-Zimmermann wirft er vor, seit eineinhalb Jahren immer dasselbe zu sagen und nicht auf die Veränderungen der letzten Monate einzugehen. Dazu gehörten Versuche von Ländern wie Südafrika oder der Türkei, Friedensgespräche zu vermitteln. "Die Stärke, die die Ukraine durch ihre Strategie jetzt erreicht hat, wird möglicherweise wieder geschwächt. Die Möglichkeit einer Niederlage steht im Raum, auch wenn man die nicht will. Deswegen wäre doch jetzt die Frage, ob man die diplomatischen Initiativen im Sinne der Ukraine nicht verstärken sollte. Das ist absolut notwendig, denn kein Krieg geht ohne Verhandlungen zu Ende".

Die Ukraine habe keine Strategie, meint Strack-Zimmermann: "Sie kämpft ums nackte Überleben, sie wehrt sich." Friedensverhandlungen könne es nur geben, wenn die Menschen um Putin herum erkennen würden, dass der Preis zu hoch sei. Die Frage Welzers, was Strack-Zimmermann vorschlage, falls die Ukraine wieder schwächer würde, kann sie jedoch nicht beantworten. "Auch ich habe keine Strategie", gibt sie zu.

Quelle: ntv.de

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