Kämpfer sollen sich ergeben Irak rückt auf IS-Hochburg Tal Afar vor
20.08.2017, 03:10 Uhr
Nach Mossul (hier eine Szene aus der Altstadt von Mossul im Juli 2017) will die irakische Armee auch Tal Afar wieder einnehmen.
(Foto: dpa)
Einen Tag nach dem Libanon verkündet auch der Irak eine neue Offensive gegen den IS. Der Vorstoß ist gut vorbereitet und bringt die Terrormiliz stark in Bedrängnis. Experten befürchten auch Konsequenzen für westliche Länder.
Die irakische Armee hat eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt Tal Afar von der Terrormiliz Islamischer Staat gestartet. Das verkündete der irakische Regierungschef Haider al-Abadi am frühen Sonntagmorgen. Die IS-Kämpfer hätten nun "keine andere Wahl, als sich zu ergeben oder getötet zu werden".
Al-Abadi wandte sich in einer Fernsehansprache in einer schwarzen Militäruniform an die Iraker und gab sich siegesgewiss. "Wir haben alle unsere Schlachten gewonnen, und die (Kämpfer des) IS haben immer verloren", sagte der Ministerpräsident. Der irakischen Armee versicherte er, "die ganze Welt ist mit uns".
An der Offensive im Norden des Landes beteiligen sich außer der irakischen Armee und Polizei auch die Anti-Terror-Einheit Haschd al-Tschaabi. Den paramilitärischen Verbund dominieren vom Iran unterstützte schiitische Milizen. Unterstützt werden die Truppen durch Luftangriffe der internationalen Anti-IS-Koalition unter Führung der US-Armee.
"Der Sieg naht", erklärte der Sprecher der Haschd al-Tschaabi zu der Offensive in Tal Afar. Die Stadt sei "mehrere Jahre lang durch die Beutezüge der Barbaren in Geiselhaft genommen und erniedrigt" worden. Die Kämpfer der Haschd al-Tschaabi hatten Tal Afar in den vergangenen Monaten von mehreren Seiten eingekreist und sie sowohl von Mossul als auch vom Nachbarland Syrien abgeschnitten.
In unmittelbarer Vorbereitung auf die Offensive hatte die irakische Luftwaffe diese Woche Kommandozentren, Waffenlager und Truppenansammlungen der IS-Miliz in der nordirakischen Stadt bombardiert. Dort werden noch etwa tausend IS-Kämpfer vermutet. Vor ihrer Eroberung durch die Dschihadisten hatten in Tal Afar 200.000 Menschen gelebt. Wie viele Zivilisten sich jetzt noch dort aufhalten, ist unklar. Die zumeist geflohenen örtlichen Behördenvertreter gehen davon aus, dass der IS die Menschen in Tal Afar als Schutzschilde missbraucht.
Auch Libanon startet Offensive
Die Stadt liegt rund 70 Kilometer westlich von Mossul in der Provinz Niniwe. In der ansonsten weitgehend sunnitischen Region ist die Stadt eine schiitische Enklave, die vornehmlich von Mitgliedern der turkmenischen Minderheit bewohnt wird. Seit Juni 2014 wird Tal Afar vom IS beherrscht. Neben Tal Afar kontrollieren die IS-Kämpfer nunmehr noch die Stadt Hawija in der Provinz Kirkuk sowie Teile der Provinz Anbar. In Syrien haben die Dschihadisten schon etwa die Hälfte ihrer Hochburg Raka verloren.
Der irakische Vorstoß erfolgt nur einen Tag, nachdem die libanesische Armee mit einer Offensive im Osten des Libanons begann. Dabei beschoss die Armee IS-Positionen in den grenznahen Bergregionen, in denen sich etwa 600 Dschihadisten verschanzt hatten, mit Artillerie und Raketen. Hinter der libanesischen Grenze auf syrischer Seite wurden die Islamisten zudem von den Truppen Syriens und der Hisbollah attackiert.
Experten warnen, dass der IS wegen seiner militärischen Niederlagen zunehmend auf Anschläge in westlichen Ländern setzen könnte. Zuletzt hatte sich der IS zu den Anschlägen in Spanien mit insgesamt 14 Toten und mehr als 120 Verletzten bekannt.
Quelle: ntv.de, lou/AFP