Politik

Notruf der "MV Maersk Tigris" Iraner entern dänischen Frachter

Warnschüsse vor den Bug eines zivilen Handelsschiffs: Der Fall der "MV Maersk Tigris" (nicht im Bild) wirft viele Fragen auf (Archivbild).

Warnschüsse vor den Bug eines zivilen Handelsschiffs: Der Fall der "MV Maersk Tigris" (nicht im Bild) wirft viele Fragen auf (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Gefährliche Konfrontation an der Einfahrt zum Persischen Golf: Iranische Kriegsschiffe zwingen einen Containerfrachter mit Waffengewalt zum Kurswechsel. Soldaten der Revolutionsgarde gehen an Bord. Ein US-Zerstörer kreuzt in der Nähe.

Die iranische Marine hat ein unter der Flagge der Marshallinseln fahrendes Containerschiff einer dänischen Reederei aufgebracht. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums zwangen fünf iranische Kriegsschiffe den Frachter "MV Maersk Tigris" in der Straße von Hormus, Kurs auf eine iranische Insel zu nehmen. Aus dem Iran hieß es, das Schiff werde wegen eines Handelsstreits beschlagnahmt und müsse den Hafen von Bandar Abbas anlaufen.

Ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse: Die "USS Farragut" verfügt über weitreichende Überwachungselektronik und ein umfangreiches Arsenal an Lenkwaffen (ARchivbild).

Ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse: Die "USS Farragut" verfügt über weitreichende Überwachungselektronik und ein umfangreiches Arsenal an Lenkwaffen (ARchivbild).

(Foto: REUTERS)

Die US-Marine fing nach Angaben aus Washington einen Notruf der "Maersk Tigris" ab. Die iranischen Kriegsschiffe hätten den Frachter angewiesen, Kurs auf die iranische Insel Larak zu nehmen. Als der Kapitän der "Maersk Tigris" dies verweigert habe, seien Warnschüsse vor den Bug des Frachtschiffes abgefeuert worden. Daraufhin habe die "Maersk Tigris" den Anweisungen Folge geleistet. Soldaten der iranischen Revolutionsgarden seien an Bord des Frachters gegangen.

"Von einem Gericht angeordnet"

Laut iranischen Medienberichten steht die Aktion vor dem Hintergrund eines Streits zwischen der dänischen Maersk-Reederei und den iranischen Hafenbehörden. "Die Beschlagnahme des Schiffs wurde von einem Gericht angeordnet und hängt mit dem Unternehmen Maersk zusammen", zitierte die Nachrichtenagentur Tasnim einen Vertreter der iranischen Hafenverwaltung. Die Reederei habe ihre Schulden gegenüber den Hafenbehörden nicht beglichen. Maersk ist die größte Linienreederei der Welt.

Das US-Militär beauftragte den im Persischen Golf kreuzenden Zerstörer "USS Farragut" damit, die Situation zu beobachten. Zusätzlich stiegen Aufklärungsflugzeuge auf, die die Situation aus der Luft im Blick halten. Der Vorfall könnte zu einer ernsten Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran führen: Die USA sind mit den Marshallinseln über ein Assoziierungsabkommen verbunden und kümmern sich um die Verteidigung des kleinen Pazifikstaates. Nach Angaben des Pentagon befinden sich keine US-Staatsbürger unter den 24 Besatzungsmitgliedern der "Maersk Tigris".

Kein Kontakt zur Besatzung

Auch in Europa lassen die Warnschüsse der iranischen Marine die Alarmglocken schrillen: Der Frachter wird von einem Tochterunternehmen der Hamburger Reederei Rickmers an den dänischen Maersk-Konzerns verchartert. "Wir haben keine Hinweise darauf, warum wir angehalten wurden," sagte ein Sprecher von Rickmers Ship Management.

Zu der Besatzung - vornehmlich Osteuropäer und Asiaten - habe das Unternehmen keinen Kontakt, hieß es. Der Vorfall sei "außergewöhnlich", sagte Sprecher Cor Radings. Die "Maersk Tigris" sei auf einer internationalen Schifffahrtsroute unterwegs gewesen und habe "normale Ladung" an Bord.

Dicht befahrene Schifffahrtsstraße

Das US-Verteidigungsministerium erklärte, das iranische Vorgehen erscheine "provokativ". Noch lägen aber nicht alle Fakten vor, sagte der Pentagonsprecher Steven Warren. Die Straße von Hormus ist eine der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt. Wichtige Versorgungsrouten für den Seehandel mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und dem Irak verlaufen hier durch iranische Küstengewässer. Tag für Tag passieren auch zahlreiche Rohöl- und Erdgastanker die Engstelle.

Unter internationalem Seerecht haben Handelsschiffe grundsätzlich das Recht, iranische Gewässer in der Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer zu passieren. Die Region war in den vergangenen Jahren wiederholt Schauplatz gefährlicher Konfrontationen. Teheran ließ in der Meerenge wiederholt Seemanöver abhalten. Die USA lässt regelmäßig eigene Flottenverbände in der Straße von Hormus auffahren.

Der aktuelle Zwischenfall ereignete sich zu einem Zeitpunkt erhöhter Spannungen am Golf. Die USA unterstützen eine von Saudi-Arabien angeführte arabische Militärallianz, die seit Ende März Luftangriffe gegen die Huthi-Rebellen im Jemen fliegt. Saudi-Arabien wirft dem Iran vor, die Aufständischen mit Waffen zu beliefern. Die USA hatten die Präsenz ihrer Kriegsmarine in der Region zuletzt verstärkt. Vergangene Woche drehte nach US-Angaben ein iranischer Schiffskonvoi vor der Küste des Jemen ab, der womöglich Waffen für die Huthi-Rebellen geladen hatte.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen