Für tote Protestikone Amini Irans Behörden beschlagnahmen Sacharow-Preis
23.12.2023, 19:39 Uhr Artikel anhören
Aminis Familie durfte den Sacharow-Preis nicht entgegennehmen.
(Foto: dpa)
Sie starb wohl an der Misshandlung durch die Sittenpolizei: Der Tod von Jina Mahsa Amini löste im Iran heftige Proteste gegen das Regime aus. Amini selbst wurde in diesem Jahr posthum mit dem Sacharow-Preis geehrt. Doch diesen kassieren nun die Behörden ein.
Iranische Sicherheitskräfte haben einer Menschenrechtsorganisation zufolge den Sacharow-Preis der verstorbenen iranisch-kurdischen Protestikone Jina Mahsa Amini beschlagnahmt. Nach Angaben der in Norwegen ansässigen Organisation Hengaw wollte Aminis Anwalt Mohammed Saleh-Nikbakht den Preis des EU-Parlaments im Iran der Familie der jungen Kurdin übergeben.
Der Jurist sei nach der Ankunft am Teheraner Flughafen von Behördenvertretern abgefangen und verhört worden, hieß es weiter. Dabei seien sein Pass, sein Handy und die Auszeichnung für Amini beschlagnahmt worden. Für die Angaben Hengaws gibt es bisher keine offizielle Bestätigung.
Amini und die dazugehörige Freiheitsbewegung "Frau, Leben, Freiheit" wurden Mitte Dezember mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnet. Die iranischen Behörden hinderten die Familie der Verstorbenen allerdings daran, den Preis entgegenzunehmen.
Auch Friedensnobelpreis für Iranerin
Bereits im Oktober wurde die Ehrung Aminis bekanntgegeben. Mit ihr werde die iranische Frauenbewegung geehrt, teilte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola damals mit. Die Ehrung wird seit 1988 vom EU-Parlament an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit einsetzen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.
Amini war im Herbst vergangenen Jahres wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die islamische Kleiderordnung von der berüchtigten Sittenpolizei festgenommen worden. Die 22-Jährige war danach ins Koma gefallen und starb in Polizeigewahrsam. Nach Angaben ihrer Familie starb sie nach Misshandlung durch die Sittenpolizei, die iranischen Behörden weisen dies zurück. Ihr Tod löste die heftigsten Proteste in der Islamischen Republik seit Jahrzehnten aus. Der Machtapparat ging mit großer Härte gegen die Proteste vor.
Ebenfalls im Oktober wurde der Friedensnobelpreis der inhaftierten iranischen Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi zugesprochen. Der Preis wurde im Dezember verliehen - für Mohammadi nahmen ihre Kinder die Auszeichnung entgegen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa