Hamas soll Zivilistin freilassen Israel hält Binnenvertriebene in Gaza mit Schüssen auf
26.01.2025, 14:04 Uhr Artikel anhören
Viele binnenvertriebene Familien waren schon am Vortag Richtung Norden des Gazastreifens aufgebrochen, in der Hoffnung, zu ihren Häusern zurückkehren zu können.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Tausende Binnenvertriebene versuchen, zu ihren Wohnungen im Norden des Gazastreifens zurückzukehren. Laut der Vereinbarungen im Rahmen der Waffenruhe sollte das möglich sein. Doch Israel wirft der Hamas Wortbruch vor und will den Netzarim-Korridor erst öffnen, wenn alle Islamisten ihre Verpflichtungen erfüllen.
Im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge Menschen durch israelische Schüsse verletzt worden. Israelische Medien berichteten, Palästinenser hätten versucht, den Netzarim-Korridor, der den Gazastreifen in zwei Hälften teilt, zu durchqueren. Israels Armee erlaubt dies derzeit noch nicht, obwohl dies in den Verhandlungen über die Waffenruhe vorgesehen ist. Hintergrund ist, dass die Hamas nach Auffassung der israelischen Regierung die vereinbarten Bedingungen der Waffenruhe verletzt habe.
Insgesamt seien fünf Personen verletzt worden, als das israelische Militär das Feuer auf eine Menschenmenge eröffnet habe, hieß es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen. Tausende Binnenvertriebene warteten am Morgen darauf, auf einer von Israel vorgegebenen Route von Süden des Gazastreifens in ihre weiter nördlich gelegenen Heimatorte innerhalb des Palästinensergebiets zurückzukehren. Dazu müssten sie den der israelischen Armee gehaltenen Netzarim-Korridor durchqueren. Das Militär hatte am Samstag allerdings eine Warnung an die Anwohner erneuert, dies noch nicht zu tun.
Augenzeugen sagten der DPA, die Menschen hätten sich der Armee nicht genähert. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär sagte auf Anfrage, man gehe den Berichten nach. Im Rahmen eines Abkommens zwischen Israel und der Hamas war ursprünglich geplant, dass die Menschen eine Woche nach Beginn der Waffenruhe ohne Kontrollen vom Süden in den Norden über eine ausgewiesene Route gehen oder das Auto nehmen dürfen - bei letzterem allerdings mit Kontrolle.
Israel wirft Hamas zwei Verstöße vor
Israel wiederum warf der Hamas zwei Verstöße gegen die seit gut einer Woche gültige Waffenruhe vor. "Arbel Yehud, eine zivile Geisel, deren Freilassung für Samstag geplant war, wurde nicht freigelassen, und die detaillierte Liste mit dem Status aller Geiseln wurde nicht vorgelegt", erklärte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu. Erst wenn diese beiden Bedingungen erfüllt seien, würde das Militär Rückkehrern die Durchquerung des Netzarim-Korridors erlauben.
Bereits am Samstag hatte Israels Armeesprecher Daniel Hagari der Hamas vorgeworfen, mit Yehuds nicht erfolgter Freilassung gegen die Waffenruhe zu verstoßen. Daraufhin erklärte die Hamas, Yehud, die nach Medienberichten einen familiären Bezug zu Deutschland hat, sei "am Leben und bei guter Gesundheit" und werde am kommenden Samstag freigelassen.
Am Samstag hatte die Hamas im Rahmen des Waffenruheabkommens mit Israel vier weitere Geiseln freigelassen. Die vier Soldatinnen Daniella Gilboa, Karina Ariev, Liri Albag und Naama Levy wurden vom Roten Kreuz aus dem Gazastreifen herausgebracht und an die israelische Armee übergeben. Am vergangenen Sonntag waren bereits drei israelische Frauen freigelassen worden. Im Gazastreifen sollen sich derzeit noch 87 während des Großangriffs durch palästinensische Kämpfer am 7. Oktober 2023 aus Israel verschleppte Menschen befinden, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee bereits tot.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP