Millionenbevölkerung im Dunkeln Israel schaltet Gaza den Strom ab
07.10.2023, 22:01 Uhr Artikel anhören
Gaza-Stadt am Abend des Angriffs der Hamas auf Israel.
(Foto: picture alliance/dpa)
Auf vielen Ebenen kündigen israelische Politiker Reaktionen auf den Überraschungsangriff der Hamas an. Energieminister Katz ordnet nun einen konkreten und für Gaza schmerzhaften Schritt an. Der größte Energieversorger des Landes muss seine Stromlieferungen in den Küstenstreifen einstellen.
Nach den massiven Angriffen der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas hat Israel die Stromversorgung des Gazastreifens durch seinen staatlichen Energieversorger gestoppt. Der israelische Energieminister Israel Katz erklärte, er habe eine Anordnung unterzeichnet, die die Israel Electric Company anweist, "die Stromlieferung in den Gazastreifen einzustellen".
Nach der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen 2007 hatte Israel eine Blockade gegen den schmalen Küstenstreifen verhängt. Unter normalen Umständen haben die dortigen Bewohner nach Angaben des Nahost-Quartetts ohnehin nur 5 bis 15 Stunden am Tag Strom.
Das Palästinensergebiet importierte bislang bis zu 120 Megawatt Strom vom staatlichen israelischen Energieversorger. Ein Heizkraftwerk in Gaza kann laut Nahost-Quartett zwar theoretisch 140 Megawatt Strom erzeugen, liefert in der Regel aber nur 60 bis 80 Megawatt.
Israelischer Strom für Bevölkerung von großer Bedeutung
UN-Daten zufolge machen israelische Stromlieferungen den mit Abstand größten Teil der Stromversorgung des Gazastreifens aus. Selbst wenn die Lieferungen neben der Gaza-heimischen Stromproduktion zur Verfügung stehen, ist der theoretische Strombedarf im Gazastreifen nicht einmal zur Hälfte gedeckt. Der Stopp der Stromlieferungen dürfte die Situation immens verschärfen.
Die Hamas hatte am Morgen die "Operation Al-Aksa-Flut" gestartet und vom Gazastreifen aus Tausende Raketen auf Ziele in Israel abgefeuert. Gleichzeitig drangen Kämpfer auf israelisches Gebiet ein. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte daraufhin, sein Land befinde sich "im Krieg".
Am Abend des Überraschungsangriffs kämpfte die israelische Armee nach eigenen Angaben in Israel noch gegen "Hunderte" bewaffnete Eindringlinge aus dem Gazastreifen. Armeesprecher Richard Hecht antwortete auf die Frage von Journalisten, wie viele Kämpfer der Hamas-Offensive noch auf israelischem Boden seien: "Hunderte".
Quelle: ntv.de, mpe/AFP