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"Schlag gegen ihre Fähigkeiten" Israel zählt "10.000 getötete Hamas-Terroristen"

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Fast vier Monate nach dem Terrorüberfall der Hamas ist Israels Armee tief in den Gazastreifen eingerückt.

Fast vier Monate nach dem Terrorüberfall der Hamas ist Israels Armee tief in den Gazastreifen eingerückt.

(Foto: REUTERS)

Die israelische Armee weitet ihre Kämpfe gegen die Terrororganisation Hamas aus. Verteidigungsminister Galant beziffert die getöteten Kämpfer nun auf 10.000, genauso viele seien verletzt. Auf israelischer Seite sind einer neuen Zählung zufolge 1163 Menschen getötet worden.

Inmitten der Gespräche über eine mögliche neue Feuerpause haben die israelische Armee und die islamistische Palästinenserorganisation Hamas ihre Kämpfe im Gazastreifen fortgesetzt. Augenzeugen berichteten von israelischen Angriffen im Süden und im Zentrum des Gazastreifens in der Nacht zum Freitag. Betroffen war unter anderem die Stadt Chan Junis, auf die sich der israelische Militäreinsatz in den vergangenen Wochen konzentriert hat.

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte am Donnerstag bei einem Besuch von Truppen im Gazastreifen, inzwischen seien "10.000 Terroristen" der Hamas getötet worden. Weitere 10.000 Hamas-Kämpfer seien verletzt und deswegen kampfunfähig. Galant sprach von einem "harten Schlag gegen ihre Fähigkeiten". "Dieser Krieg verlangt nationale Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit, und wir müssen durchhalten, bis wir unsere Missionen abgeschlossen haben", sagte der Verteidigungsminister weiter.

Im Gaza-Krieg beabsichtigt die israelische Armee laut der Zeitung "Times of Israel", ihre Kämpfe gegen die Hamas auf Rafah im südlichsten Teil des Gebiets auszuweiten. Das Militär werde auch die Hamas-Brigade in Rafah erreichen und zerschlagen, so wie derzeit mit den Hamas-Bataillonen im Gebiet der südlichen Stadt Chan Junis verfahren werde, zitierte die Zeitung den israelischen Verteidigungsminister Joav Galant.

In Rafah und Umgebung sollen sich inzwischen mehr als 1,3 Millionen Menschen aufhalten. Das ist mehr als die Hälfte der insgesamt rund 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens. Die palästinensischen Zivilisten suchen dort auf äußerst engem Raum Schutz vor den Kämpfen. Das südliche Ende des abgeriegelten Küstengebiets, das mit der geteilten Stadt Rafah und dem gleichnamigen Grenzübergang an Ägypten grenzt, ist aber bislang außer Reichweite der Bodentruppen.

Plan für Geiselfreilassung

Derweil laufen die Bemühungen für eine zweite Feuerpause, die zu einer Freilassung weiterer Geiseln in Gewalt der Hamas führen soll. Der Vermittler Katar erklärte zwar, die Hamas habe "positiv" auf einen entsprechenden Vorschlag reagiert. Aus Hamas-Kreisen hingegen verlautete, dass es noch keinen Konsens gebe. Die Erklärung Katars sei voreilig und falsch.

Vertreter der USA, Israels, Katars und Ägyptens hatten am Wochenende in Paris über ein Abkommen beraten, das im Gegenzug für eine Feuerpause die Freilassung von israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas im Gazastreifen vorsieht. Außerdem sollen palästinensische Inhaftierte aus israelischen Gefängnissen freikommen und große Mengen Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht werden.

Indes bestellte die belgische Regierung die israelische Botschafterin in dem Land ein. Die belgische Außenministerin Caroline Gennez erklärte im Kurzbotschaftendienst X zur Begründung, die Büros der belgischen Entwicklungshilfeagentur Enabel im Gazastreifen seien "bombardiert und zerstört" worden. "Zivile Gebäude ins Visier zu nehmen, ist inakzeptabel", schrieb Gennez.

Zahl der Toten bei Hamas-Angriff auf Israel auf 1163 gestiegen

Der Gaza-Krieg war am 7. Oktober durch einen beispiellosen Angriff der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel ausgelöst worden. Nach einer neuen Zählung auf Grundlage von israelischen Daten wurden bei den Angriffen 1163 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln verschleppt.

Die meisten von ihnen waren Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder jeden Alters, wie eine aktualisierte Bilanz auf Grundlage der neuesten offiziellen Zahlen ergeben hat. Für die Zählung berücksichtigte AFP Daten von der israelischen Sozialversicherung, der Armee, der Polizei, dem Heimatschutz und dem Büro des Ministerpräsidenten, die separat veröffentlicht worden waren.

Im Vergleich zu der Mitte Dezember auf dieselbe Art ermittelten Opferzahl von 1139 Toten ist die Zahl leicht angestiegen. Dies ist auch auf den inzwischen bestätigten Tod einiger in den Gazastreifen entführter israelischer Geiseln zurückzuführen. Laut den Angaben der israelischen Sozialversicherung kamen 767 Zivilisten bei dem Angriff am 7. Oktober ums Leben - 76 von ihnen haben keine israelische Staatsbürgerschaft. Sie starben, als Kämpfer der radikalislamischen Hamas am Morgen aus dem Gazastreifen nach Israel eindrangen und Menschen in Kibbuzen, Städten und auf einem Musikfestival brutal ermordeten.

Erschreckende Bilanz

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Hinzu kommen 60 Polizisten, zehn Geheimdienstmitglieder und 306 Soldaten, die am 7. Oktober und in den drei darauffolgenden Tagen getötet wurden. Ein Mensch wird weiterhin vermisst. Die Angaben der Sozialversicherung unterscheiden nicht zwischen den von den Hamas-Kämpfern getöteten israelischen Zivilisten und jenen, die durch die israelische Armee bei der Rückeroberung der Städte und Kibbuze getötet wurden. Dabei setzte die Armee Granaten und Raketen in dicht besiedelten Gebieten ein, um die Angreifer zu vertreiben, wie von AFP und israelischen Medien erfasste Zeugenaussagen belegen.

Seit dem Angriff Anfang Oktober geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden seit Kriegsbeginn mehr als 27.000 Menschen im Gazastreifen getötet.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa

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