"Nationalistische Verbrechen" Israelische Siedler setzen Häuser in Brand
25.06.2023, 04:29 Uhr Artikel anhören
Schon in den letzten Tagen war es nach tödlichen Anschlägen von Palästinensern zu Ausschreitungen von Siedlern gekommen.
(Foto: dpa)
Ein Palästinenser eröffnet das Feuer auf einen israelischen Kontrollpunkt im Westjordanland und wird erschossen. Einige Stunden später fallen israelische Siedler in ein Dorf ein und zünden Häuser und Autos an. Ein Tatverdächtiger wird festgenommen.
Im besetzten Westjordanland sind israelischer Siedler erneut gewalttätig gegen Palästinenser geworden. Mehrere Dutzend Israelis drangen nach Medienberichten in eine Ortschaft nördlich von Ramallah ein und setzten dort Fahrzeuge und Gebäude von Palästinensern in Brand. Die israelische Armee teilte mit, es sei zu Konfrontationen zwischen Israelis und Palästinensern gekommen. Sicherheitskräfte seien im Einsatz, um diese zu beenden. Bisher sei ein israelischer Bürger festgenommen worden. Ein Soldat sei durch einen Steinwurf verletzt worden.
"Die israelische Armee wird weiter entschlossen gegen alle Gewalttaten und Zerstörung von Besitztum vorgehen", hieß es in der Mitteilung. "Die israelische Armee verurteilt solche nationalistischen Verbrechen, die zu Eskalation führen." In der Nacht zum Samstag hatte ein Palästinenser nach israelischen Angaben das Feuer auf israelische Sicherheitskräfte an einem Übergang nördlich von Jerusalem eröffnet. Er sei daraufhin erschossen worden.
Seit dem tödlichen Anschlag zweier Palästinenser auf vier Israelis im Westjordanland am Dienstag war es dort bereits mehrmals zu massiver Siedlergewalt gegen Palästinenser gekommen. Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid schrieb bei Twitter: "Die Gewalt der Siedler überschreitet jede Grenze." Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, äußerte sich "schockiert" über die neuen Gewalttaten. "Die jüngsten Terroranschläge können nicht als Entschuldigung dafür dienen", schrieb er bei Twitter. Israel sei für die Sicherheit aller Einwohner der besetzten Gebiete zuständig. Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant verurteilte den Angriff.
Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist seit langem angespannt. Seit Beginn des Jahres kamen 24 Menschen bei Anschlägen ums Leben. Im gleichen Zeitraum wurden 139 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen erschossen. Israel eroberte das Westjordanland und Ost-Jerusalem während des Sechstagekrieges 1967. Die Palästinenser fordern die Gebiete für einen eigenen Staat.
Quelle: ntv.de, ino/dpa