Keine weitere Kandidatur Japans Regierungschef Suga will abtreten
03.09.2021, 05:52 Uhr
Bei seinem Amtsantritt lagen Sugas Zustimmungswerte noch bei 70 Prozent.
(Foto: imago images/ZUMA Wire)
Nicht erst seit seinem vehementen Einsatz für die Olympischen Spiele in Pandemiezeiten steht Japans Ministerpräsident Suga in der Kritik. Nun will der Chef der Liberaldemokratischen Partei überraschend das Amt räumen.
Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga will zurücktreten. Der 72-Jährige habe bei einer Krisensitzung der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) mitgeteilt, dass er am 29. September nicht zur Wiederwahl als Parteichef antrete, sagte LDP-Generalsekretär Toshihiro Nikai vor Journalisten. Damit beendet Suga de facto auch seine Zeit als Ministerpräsident nach nur einem Jahr.
Laut Nikai sagte Suga seinen Parteikollegen, dass er sich auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie konzentrieren wolle und nicht an der Wahl des Parteivorsitzes teilnehme. "Ich bin ehrlich überrascht", kommentierte der LDP-Generalsekretär Sugas Entscheidung. "Es ist wirklich bedauerlich." Der Regierungschef habe aber "sein Bestes" getan und seine Entscheidung "nach reiflicher Überlegung" getroffen.
Sugas Amtszeit als Parteichef endet am 30. September. Wegen der Mehrheit der LDP im Parlament übernimmt der Parteichef der LDP gewöhnlich auch das Amt des Regierungschefs. Sugas Ankündigung kam unerwartet. Bisher hatte er als Favorit bei der Wahl zum LDP-Chef gegolten, obwohl seine Regierung derzeit historisch schlechte Umfragewerte erzielt.
Suga hatte das Amt des Regierungschefs von Shinzo Abe übernommen, nachdem dieser wegen gesundheitlicher Probleme Ende August vergangenen Jahres seinen Rücktritt angekündigt hatte. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Suga in Umfragen hohe Zustimmungswerte um die 70 Prozent erzielt. Doch eine Serie von Skandalen um Vetternwirtschaft mehrerer Parteimitglieder sowie sein Umgang mit der Corona-Pandemie und die erst spät in Schwung gekommene Impfkampagne ließen seine Popularität im Volk stark absinken. Auch sein Festhalten an den Olympischen Spielen in Tokio trotz der Pandemie stieß auf Kritik.
Quelle: ntv.de, mbe/dpa/AFP