Politik

ABBA und Prosecco Johnson soll noch mehr gefeiert haben

"Exzessiver Alkoholkonsum": Der Bericht zu Partygate kritisierte auch die Trinkkultur innerhalb der Regierung.

"Exzessiver Alkoholkonsum": Der Bericht zu Partygate kritisierte auch die Trinkkultur innerhalb der Regierung.

(Foto: dpa)

Nach und nach kommt es ans Licht. Während in ganz Großbritannien strenge Lockdowns herrschten, gab es einen Ort, an dem der Prosecco floss - der Regierungssitz von Premier Johnson. Für seine Kritiker, die sich auch bei den Tories mehren, dürften die neuen Berichte ein gefundenes Fressen sein.

Auch nach der Vorstellung des lang erwarteten Partygate-Berichts reißen die Berichte über Boris Johnsons Teilnahme an weiteren Lockdown-Partys in der Downing Street nicht ab. Der "Guardian" berichtet an diesem Mittwoch über eine Abschiedsfeier im Januar 2021, die von der Polizei geprüft wird und an der auch Johnson teilnahm. Offenbar floss der Prosecco in Strömen, Johnson soll eine Rede gehalten und fünf Minuten dabei gewesen sein. Eine Woche zuvor war der dritte landesweite Lockdown in Kraft getreten, im Dezember zuvor hatten strenge Covid-Regeln vielen britischen Familien die Weihnachtstage verhagelt.

Auch der "Telegraph" schreibt unter Berufung auf Insider-Quellen von einer weiteren Feier, an der Johnson teilgenommen haben soll. Diese habe in seiner eigenen Wohnung im November 2020 stattgefunden. Man habe ihn nach oben gehen sehen, wo laut ABBA-Songs wie "The Winner Takes It All" gespielt worden seien, gab die Quelle an. Diese Party war erst durch den Bericht der Spitzenbeamtin Sue Gray bekannt geworden, der vor wenigen Tagen öffentlich wurde.

Der Untersuchungsbericht konstatierte darin ein "Führungsversagen" in der Downing Street. Es habe falsche Einschätzungen von "verschiedenen Teilen" des Regierungsapparates gegeben, heißt es in dem Report der Spitzenbeamtin Sue Gray zur sogenannten Partygate-Affäre. Er bezieht sich auf 16 verschiedene Zusammenkünfte, bei denen es teilweise "exzessiven Alkoholkonsum" gegeben habe.

"Einige der Veranstaltungen hätten von vornherein nicht erlaubt werden dürfen. Bei anderen Veranstaltungen hätte nicht zugelassen werden dürfen, dass sie sich so entwickelten, wie sie es taten", schrieb die Beamtin in ihrem mit Spannung erwarteten Bericht.

Johnson entschuldigte sich daraufhin im Parlament, wies aber alle Rücktrittsforderungen zurück. "Es tut mir leid wegen der Dinge, die wir nicht richtig gemacht haben und es tut mir leid wegen der Art, wie wir diese Angelegenheit gehandhabt haben", sagte Johnson vor den Abgeordneten in London. "Ich habe es verstanden, und ich werde es in Ordnung bringen." Unter anderem wolle er die Verwaltungsabläufe in seinem Dienstsitz ändern.

Wie viele Tories rebellieren?

Nun wird mit Spannung beobachtet, wie viele Abgeordnete der konservativen Tory-Partei Johnson ihr Misstrauen aussprechen. Tun dies mindestens 54, käme es zu einem Misstrauensvotum. An diesem Mittwoch sagte ein weiterer prominenter Tory, Tobias Ellwood, im Sky-News-Interview, er werde einen Brief an das zuständige Komitee schreiben und Johnson damit sein Misstrauen aussprechen. Wie viele dieser Briefe bereits eingegangen sind, ist unklar.

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Am Wochenende hatte sich bereits ein potenzieller Nachfolger und parteiinterner Widersacher Johnsons zu Wort gemeldet. Der konservative Abgeordnete Tom Tugendhat kündigte an, zu kandidieren, falls es zu einer Abstimmung komme. Der 48-Jährige ist Chef des Auswärtigen Ausschusses im Parlament und hat laut "Daily Mail" die Unterstützung mehrerer Tory-Abgeordneter aus der Mitte der Partei.

Auch für die Opposition dürften die neuen Berichte ein gefundenes Fressen sein. An diesem Mittwoch steht der Regierungschef vermutlich erneut im Kreuzfeuer der Kritik bei der wöchentlichen Befragung im Parlament. Abgeordnete der Opposition und seiner eigenen Fraktion können ihn dabei zu Themen ihrer Wahl befragen, sechs Fragen bekommt der Oppositionsführer Keir Starmer.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

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