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Medikamente per Fallschirm Jordanien wirft Hilfsgüter über Gazastreifen ab

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Chan Junis im Gazastreifen am Samstag: Palästinenser stehen auf den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes und suchen nach israelischen Angriffen nach Überlebenden und Opfern.

Chan Junis im Gazastreifen am Samstag: Palästinenser stehen auf den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes und suchen nach israelischen Angriffen nach Überlebenden und Opfern.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Lage in den Kliniken des Gazastreifens ist katastrophal. Ein Feldlazarett wird laut dem jordanischen König aus der Luft mit dem Allernötigsten versorgt. Die Aktion ist mit Israel abgestimmt.

Jordaniens Luftwaffe hat medizinische Hilfsgüter für ein jordanisches Feldlazarett im Gazastreifen abgeworfen. Dies sei gegen Mitternacht geschehen, erklärte König Abdullah II. im Onlinedienst X. Es sei Jordaniens Pflicht, "unseren Brüdern und Schwestern zu helfen, die im Krieg gegen Gaza verletzt wurden". Jordanien werde "immer für unsere palästinensischen Brüder da sein".

Die staatliche jordanische Nachrichtenagentur Petra meldete, wegen Verzögerungen bei den Lieferungen aus Ägypten über den Grenzübergang Rafah seien die Vorräte in dem Feldlazarett nahezu ausgegangen.

Nach Angaben eines israelischen Armeesprechers erfolgte der Abwurf in Abstimmung mit dem Militär. "Die Ausrüstung wird von medizinischem Personal für die Patienten verwendet werden", sagte der Sprecher. Israel hatte zuvor ein Embargo gegen unkontrollierte Hilfslieferungen in den Gazastreifen verhängt.

Deutscher Luftwaffeninspekteur in der Region unterwegs

Der von Jordaniens König verkündete Abwurf von Hilfsgütern erfolgte zu einer Zeit, in der sich US-Außenminister Antony Blinken zu Vermittlungsbemühungen in der Region aufhielt. Am Samstag hatte Blinken in der jordanischen Hauptstadt Amman Gespräche mit seinen Kollegen aus Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten geführt. Am Sonntag besuchte der US-Außenminister das besetzte Westjordanland, den Irak und Zypern.

Am Freitag war auch der Inspekteur der Deutschen Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, nach Jordanien gereist. Er traf den Chef der Luftwaffe des arabischen Landes. Vor dem Abwurf der Hilfsgüter gab es Telefonate der beiden Offiziere mit dem israelischen Luftwaffenchef. Der Abwurf der Hilfsgüter erfolgte aus etwa 5000 Metern und mit Verwendung eines steuerbaren Fallschirms, wie es hieß.

1,5 Millionen auf der Flucht

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Gerhartz will an diesem Montag in Tel Aviv den Chef der israelischen Luftwaffe und Verteidigungsminister Joav Galant treffen. Generell verlangt Israel, dass alle Hilfsgüter, die bislang nur über den ägyptischen Grenzübergang Rafah in den Süden des Gazastreifens gelangen, kontrolliert werden. So soll verhindert werden, dass Waffen an die in Gaza herrschende islamistische Hamas geschmuggelt werden. Die Terrororganisation hatte am 7. Oktober einen beispiellosen Großangriff auf Israel verübt. Nach israelischen Angaben wurden etwa 1400 Menschen getötet, mehr als 240 weitere wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Hilfsorganisationen beklagen, dass die bislang mit Lastwagen in den Gazastreifen gelangten Hilfsgüter bei weitem nicht ausreichen. Matthias Schmale, bis 2021 Chef des UN-Hilfswerks für die Palästinenser im Gazastreifen, sagte ntv, in seiner Zeit dort seien 50 bis 100 Laster täglich benötigt worden, um die Nahrungsmittelhilfe für etwas über eine Million Menschen zu gewährleisten. "Wenn nun über einen Monat hinweg 100, vielleicht 200 Lastwagen kommen, dann kann man sich ausmalen, wie unterversorgt der Gazastreifen derzeit ist." UN-Angaben zufolge sind rund 1,5 der etwa 2,2 Millionen Menschen in dem Küstenstreifen infolge der Kämpfe auf der Flucht.

Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP

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