Wer wird sein Vize? Kandidaten im Rennen um den Platz an Trumps Seite
13.07.2024, 12:26 Uhr Artikel anhören
Der damalige Präsident Donald Trump bei einer Besprechung im Weißen Haus 2017. Derzeit sucht er in der Präsidentschaftswahl 2024 nach einem neuen Vize.
(Foto: AP)
Wer zieht als US-Vizepräsidentschaftskandidat an der Seite von Donald Trump in die Wahl im November? Eine Antwort auf diese Frage will der Ex-Präsident kurz vor oder spätestens auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner geben. Der Nominierungsparteitag steht vom 15. bis 18. Juli in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin an. Auf der viertägigen Großveranstaltung, die am Montag beginnt, sollen Trump und seine Nummer zwei offiziell zum Kandidaten-Duo gekürt werden. Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass Trump am Ende jemanden aus dem Hut zaubert, dessen Name bislang nicht auf dem Radar auftauchte. Ein Überblick über einige potenzielle Anwärter.
Marco Rubio

Wegen seiner kubanischen Wurzeln und Spanischkenntnisse könnte Marco Rubio als Trumps-Vize um die Stimmen der Latinos werben.
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Der 53-jährige Marco Rubio vertritt den Bundesstaat Florida seit 2011 im US-Senat. 2016 hatte er sich erfolglos um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner beworben. Damals waren Trump und Rubio bei den parteiinternen Vorwahlen der Republikaner aneinander geraten. Trump nannte ihn "kleinen Marco", der verspottete im Gegenzug die Größe von dessen Händen. Rubio unterlag und wurde schließlich von den Trump-Kritikern zu dessen Unterstützern.
Seit einiger Zeit werden Rubio mit die besten Chancen eingeräumt, Vize-Kandidat zu werden. Der in Miami geborene Sohn kubanischer Einwanderer könnte Trump dabei helfen, in besonders umkämpften Bundesstaaten den Demokraten Wähler aus der immer wichtiger werdenden Gruppe der Hispanics abzujagen. Als führender Republikaner im Geheimdienstausschuss des Senats bringt er zudem außenpolitische Expertise mit.
Doug Burgum

Burgum und Trump haben einen ähnlichen Werdegang als Unternehmer hinter sich.
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Ähnlich wie Rubio mutierte Doug Burgum zuletzt vom Trump-Gegner zu einem wichtigen Trump-Unterstützer: Der 67-jährige Gouverneur von North Dakota brachte sich 2023 selbst als möglicher Präsidentschaftskandidat ins Spiel - und damit auch als Konkurrent von Trump. Der Multimillionär zog aber relativ schnell wieder zurück und avancierte anschließend zum loyalen Mitstreiter Trumps. Aus Trumps Umfeld ist zu vernehmen, dass diesem Burgums Hintergrund als erfolgreicher Software-Unternehmer gefällt und er ihn als verlässlich einschätzt. Burgum gründete 1997 ein Software-Unternehmen und verkaufte es 2001 für eine Milliarde Dollar an Microsoft.
Insgesamt ist Burgum allerdings noch ziemlich unbekannt und er hilft auch nicht unmittelbar dabei, aufgrund eines etwaigen Heimvorteils einen der umkämpften "Swing States" zu erobern. North Dakota gilt so oder so als Hochburg der Republikaner. Burgum hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze der USA in Kraft gesetzt. Das verträgt sich einerseits nicht ganz mit Trumps weniger strikten Haltung bei dem Thema. Andererseits könnte es erzkonservative Wähler am rechten Rand beruhigen, denen Trump hier viel zu lax agiert.
Tim Scott

Liebäugelt Trump womöglich mit Tim Scott als mutmaßlichen Vize an seiner Seite?
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Was Rubio für die Wählergruppe der Latinos wäre, könnte Tim Scott für die der Schwarzen sein. Der 58-jährige schwarze Senator aus South Carolina hatte sich eigentlich selbst um die Präsidentschaftskandidatur beworben. Doch schon im November begrub er seine Ambitionen und reihte sich fortan treu hinter Trump ein.
Strategisch würde Scott als Vize aus Sicht vieler Trump-Berater aufgrund seiner Hauptfarbe Sinn ergeben. Sie dringen darauf, einen Schwarzen oder eine Frau als Vize aufzustellen, um mehr vergleichsweise moderat gesonnene Wähler zu erreichen. Scott tritt zudem deutlich zurückhaltender als Trump auf, was als Kontrastprogramm funktionieren könnte. Auch genießt er einen Ruf als formidabler Wahlspenden-Sammler. Scott ist der einzige schwarze Senator der Republikaner. Er wäre der erste Schwarze überhaupt, den die Republikaner ins Weiße Haus schicken würden.
J.D. Vance

Mit 39 Jahren ist Vance der jüngste potenzielle Vize-Kandidat. Für Trump könnte er Wählerstimmen der jüngeren Generation einsammeln.
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Der 39-jährige J.D. Vance ist eine der Zukunftshoffnungen der Republikaner. Er leistet derzeit seine erste Amtszeit als Senator aus Ohio ab. Der Senator ist aber erst eineinhalb Jahre auf seinem Posten, die Amtsperiode dauert sechs Jahre. 2016 machte ihn seine auch ins Deutsche übersetzte Bestseller-Autobiografie "Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise" bekannt. Darin schildert er eine von Armut geprägte Kindheit.
Vance kämpfte sich nach oben, ging an die Eliteuniversität Yale und wurde schließlich Finanzmanager. Einst ein scharfer Gegner Trumps, den er teils wüst beschimpfte, wechselte auch Vance 2018 ins Lager der Unterstützer. 2022 erhielt er schließlich im Senats-Wahlkampf Rückendeckung von Trump. Vance könnte in Zukunft auch der Bannerträger der MAGA-Republikaner im so wichtigen Senat sein.
Elise Stefanik
Als Topkandidatin könnte Elise Stefanik das Rennen um die Vizepräsidentschaftskandidatur machen. Die 40-jährige Abgeordnete aus New York ist eine weitere glühende Anhängerin Trumps und eine aufstrebende Politikerin in der Republikanischen Partei. Sie gehörte zu den 147 Kongressmitgliedern, die am 6. Januar 2021 dagegen stimmten, den Wahlsieg von Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl gegen Trump offiziell zu bestätigen. An dem Tag stürmte ein wütender Mob von Trump-Anhängern das Kapitol.

Elise Stefanik könnte Trump die Stimmen weiblicher Wähler sichern.
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Bekannt wurde Stefanik einer breiteren Öffentlichkeit im Dezember, nachdem sie die Präsidentinnen dreier Eliteuniversitäten zu Antisemitismus im Zuge propalästinensischer Proteste an den Hochschulen ins Kreuzfeuer genommen hatte. Als einzige Frau auf der parteiinternen Liste könnte Stefanik tendenziell abgeneigte Wählerinnen doch noch überzeugen, Trump ihre Stimme zu geben. Außerdem bringt Stefanik Erfahrung in der Arbeit im Weißen Haus mit: Sie arbeitete dort direkt nach ihrem Harvard-Abschluss unter Präsident George W. Bush.
Byron Donalds
Wie Stefanik stimmte auch er am 6. Januar 2021 im Kongress gegen eine Bestätigung von Bidens Wahlsieg: Byron Donalds.

Auf Tuchfühlung: Trump und Byron Donalds bei einer Wahlkampfveranstaltung in New York.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Bei Wahlkampfveranstaltungen mit Trump in Philadelphia und in der New Yorker Bronx versuchte er, schwarze Wähler vom Ex-Präsidenten zu überzeugen. Der 45-jährige Abgeordnete aus Florida kommt aus der rechtskonservativen Tea-Party-Bewegung. Im Februar hatte Trump erklärt, dass Donalds auf seiner Liste potenzieller Vize-Kandidaten stehe.
Tom Cotton
Seit einigen Wochen fällt immer wieder der Name aus Arkansas: Tom Cotton. Der 47-jährige Senator hatte schon in Trumps erster Amtszeit beinahe die Stelle als Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA bekommen.
Cotton hat Erfahrung in Sachen Militär, denn er hat im Irak und Afghanistan als Soldat gedient. Der Jurist mit Harvard-Ausbildung steht treu zu Trump und ist häufig Gast in Nachrichtensendungen. Der Kriegsveteran würde sich nicht nur als Vize gut machen. Er könnte ebenso gut in die Position des Verteidigungsministers passen.
Glenn Youngkin
Ein weiterer Topkandidat könnte auch Glenn Youngkin sein: Der 57-jährige Gouverneur von Virginia ist ein Politiker, der jenseits von Trumps Basis auch moderatere Wähler erreichen könnte.
Außerdem schielen die Republikaner auf Virginia, das bei Präsidentschaftswahlen zuletzt an die Demokraten ging. Sollte der Bundesstaat wieder an die Republikaner fallen, könnte das ein entscheidender Baustein für einen Wahlsieg Trumps werden.
Quelle: ntv.de, rwe/rts