Kiew: Trefferzahl vervielfacht Kann Syrskyjs Drohnen-Armee Russland doch noch stoppen?
28.12.2024, 15:15 Uhr Artikel anhören
Ukrainische Soldaten beim Ausführen eines Drohnenangriffs auf einen russischen Schützenpanzer.
(Foto: X / Ministry of Defence of Ukraine)
Die Ukraine ist den russischen Angreifern nach wie vor zahlenmäßig unterlegen. Da Moskau alles in den Krieg wirft, was es hat, bleibt Kiew nur eine möglichst effiziente Verteidigung. 2024 sollen die Kreml-Truppen hohe Verluste erlitten haben. Laut Kiew werden unbemannte Systeme weiter ausgebaut.
Der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj hat sich nach einer Sitzung zur Überprüfung der Leistungen der Streitkräfte im Jahr 2024 öffentlich geäußert. Er sprach dabei von einer "schwierigen Bewährungsprobe" durch den russischen Angriff. "Aber trotz allem haben wir überlebt und kämpfen weiter - wir schrecken den zahlenmäßig überlegenen Feind ab, halten die Kontrolle über strategisch wichtige Gebiete aufrecht, behalten die Kontrolle über den westlichen Teil des Schwarzen Meeres, reduzieren das militärische und industrielle Potenzial des Feindes, auch mithilfe von Angriffen in der Tiefe."
Der Armeechef bezifferte die russischen Verluste im Jahr 2024 auf 421.000 Tote und Verwundete. Insgesamt sollen es seit Beginn der Invasion knapp 800.000 sein. Auf ukrainischer Seite liegen die Verluste laut Präsident Selenskyj seit Februar 2022 bei 43.000 Toten und 370.000 Verwundeten, die Hälfte davon sei in den Armeedienst zurückgekehrt. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.
Da Russland über deutlich mehr Soldaten verfügt, versucht Kiew das Leben der eigenen Kämpfer möglichst zu schonen - auch wenn das immer wieder den Rückzug aus Gebieten bedeutet, wenn die Übermacht zu groß ist. Um den Verteidigungskampf mit möglichst geringen Verlusten aufrechtzuerhalten, setzt die Armee auf unbemannte Systeme, also vor allem Drohnen.
"Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich das Volumen der an unsere Einheiten gelieferten unbemannten Systeme um das 19-fache erhöht. Die Zahl der getroffenen und zerstörten feindlichen Ziele stieg um das 3,7-fache", teilte Syrskyj mit. "Wir stärken diese äußerst wichtige Komponente, die in den Bedingungen eines modernen technologischen Krieges unverzichtbar ist."
Drohnenproduktion könnte noch weiter steigen
Selenskyj sprach bereits im Herbst von über einer Million Drohnen, die im Laufe des Jahres produziert worden seien. Die Kapazitäten für noch deutlich mehr werden in der Ukraine geschaffen. Berichten zufolge könnten aber auch chinesische Lieferbeschränkungen die Produktion beeinträchtigen.
Neben Drohnen setzt die Ukraine auf eine ganze Reihe anderer unbemannter Waffensysteme wie zum Beispiel Roboter mit aufmontierten Maschinengewehren. In den Streitkräften der Armee gibt es seit diesem Jahr einen eigenen Zweig für diese Art der Kriegsführung.
Mit Blick auf Russland, das unentwegt Soldaten in Sturmangriffe schickt, um die Ukraine zu erobern, teilten diese "Kräfte für unbemannte Systeme" mit: "Wir kämpfen einen ungleichen Kampf gegen einen sehr einfallsreichen Feind, der keine Menschenleben verschonen wird, um auch nur das kleinste seiner Ziele zu erreichen."
Als weiteren Punkt, um das Leben von Kämpfern angesichts der russischen Übermacht zu schützen, nennt Armeechef Syrskyj die Erhöhung der Grundausbildungszeit. Diese sei 2024 verlängert worden. "Eine qualitativ hochwertige Ausbildung ist eine Voraussetzung für die Rettung des Lebens unserer Soldaten."
Quelle: ntv.de, rog