Politik

Chats des Springer-Chefs geleakt "Kann man noch mehr für die FDP tun?"

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Mathias Döpfner ist seit 2002 Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE.

Mathias Döpfner ist seit 2002 Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Ein Bericht der "Zeit" veröffentlicht private E-Mails und Chat-Nachrichten von Springer-Chef Mathias Döpfner. Darin äußerte er sich nicht nur fragwürdig über den Klimawandel und Ostdeutsche, sondern versuchte offenbar auch, via "Bild"-Zeitung die FDP im Bundestagswahlkampf 2021 zu unterstützen.

Der Chef des Springer-Konzerns, Mathias Döpfner, hat offenbar mit "Bild"-Berichten versucht, den Ausgang der Bundestagswahl 2021 zu beeinflussen. Das geht aus internen Dokumenten aus dem Umfeld des Konzernchefs hervor, die der "Zeit" vorliegen. Die Nachrichten zeigen demnach eine klare Präferenz der Liberalen. "Unsere letzte Hoffnung ist die FDP", schrieb Döpfner im August 2021 in einer internen Nachricht. "Nur wenn die sehr stark wird - und das kann sein - wird das grün rote Desaster vermieden. Können wir für die nicht mehr tun."

Wenige Wochen vor der Wahl wiederholte der Springer-Chef sein Anliegen. "Kann man noch mehr für die FDP tun? Die sollten 16 Prozent mindestens kriegen." An den damaligen "Bild"-Zeitungs-Chef Julian Reichelt schrieb er zwei Tage vor der Wahl im September: "Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten dass die platzt. Und dann Jamaika funktioniert." (Die Zitate wurden wortwörtlich übernommen, Anm. d. Red.)

Döpfner wollte sich laut "Zeit" nicht zu den Vorwürfen äußern. Die Zeitung habe einen ausführlichen Fragenkatalog an den 60-Jährigen geschickt, den er nicht kommentieren wollte.

"Ich bin sehr für den Klimawandel"

Auch andere Nachrichten des Springer-Chefs wurden in dem Bericht veröffentlicht. Demnach schrieb Döpfner, dass er der Ansicht sei, dass Ostdeutsche nie Demokraten werden könnten. "Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig", schrieb er 2019 in einer internen, bisher unveröffentlichten Nachricht. "Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen."

Auch den Klimawandel empfindet Döpfner demnach als eine gute Sache. In einer Nachricht von 2017 schrieb er über die Erderwärmung: "ich bin sehr für den Klimawandel." Man solle ihn nicht bekämpfen, sondern sich darauf einstellen, schrieb Döpfner. "Zivilisationsphasen der Wärme waren immer erfolgreicher als solche der Kälte." Außenpolitisch vertritt Döpfner die Meinung "free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs", berichtet die "Zeit".

Aus Springer-Kreisen hieß es zu dem "Zeit"-Artikel, Döpfner sei ein meinungsstarker Verlagschef, der aus Prinzip immer Gegenmeinung und Widerspruch herausfordere und dafür immer mal wieder polemisiere. Man lasse sich an dem messen, was in den Publikationen des Verlags stehe, nicht an angeblichen Ausschnitten aus persönlichen Chats. Die Absicht des Artikels sei erkennbar: Er solle Unruhe stiften und vom Wesentlichen ablenken.

Seit Friede Springer, die Witwe des Verlegers Axel Springer, Döpfner 2012 ein kleineres Aktienpaket geschenkt hat und später weitere Aktien im Wert von rund einer Milliarde Euro, ist er der Kopf des Verlags. Zudem übertrug die Verlagswitwe Döpfner ihr Stimmrecht. Julian Reichelt, der einst ein enger Freund und Vertrauter Döpfners war, übernahm 2017 die Chefredaktion von "Bild". 2021 wurde er entlassen.

Quelle: ntv.de, vmi

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen