Wegen Ukraine-Krieg Kasachstan fordert Vernichtung aller Atomwaffen
19.06.2022, 12:32 Uhr
Russische Topol-M-Rakete, die auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden kann.
(Foto: picture alliance / dpa)
Gerade erst ist Kasachstans Präsident Tokajew sanft auf Distanz zu Russlands Angriffskrieg in der Ukraine gegangen, da legt sein Außenminister nach. Dieser fordert einen Plan zur Abrüstung aller Atomwaffen auf dem Planeten - und begründet dies auch mit dem "militärischen Konflikt" in der Ukraine.
Die Führung der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan in Zentralasien hat vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs dazu aufgerufen, bis 2045 weltweit alle Atomwaffen zu vernichten. "Der derzeitige militärische Konflikt auf dem Gebiet der Ukraine, die Gespräche über die atomare Wiederbewaffnung und gegenseitige Drohungen über die Anwendung der Atomwaffen, zwingen uns mehr als je zuvor dazu, darüber nachzudenken, wie verwundbar die Menschheit und wie dringend nötig ein Verbot und die Vernichtung dieser tödlichen Waffe ist", schrieb der kasachische Außenminister Muchtar Tleuberdi in einem Artikel, der auf der Webseite der Tageszeitung "Liter" erschien.
Er rufe alle Staaten, darunter auch die Atommächte, dazu auf, einen Etappenplan zu erarbeiten, um bis 2045 weltweit das gesamte Atomwaffenarsenal zu liquidieren. Das Jahr 2045 sei wegen des 100. Geburtstag der Vereinten Nationen ein wichtiges Datum, so Tleuberdi.
"Es gibt verschiedene Meinungen"
Kasachstan hat wie die Ukraine und Belarus nach dem Zerfall der Sowjetunion die auf ihrem Gebiet stationierten Atomwaffen an Russland übergeben. Unter anderem ist in Kasachstan das Atomwaffentestgelände Semipalatinsk beheimatet, wo zwischen 1949 und 1989 Hunderte Atomtests stattfanden, das aber nach der Unabhängigkeit Kasachstans geschlossen wurde. Im Gegenzug für die Abgabe der Atomwaffen erhielten die drei Sowjetrepubliken im Budapester Memorandum Sicherheitsgarantien von den USA, Großbritannien und Russland - unter anderem wurde ihnen die Souveränität und Unverletzlichkeit der Grenzen garantiert.
Erst am Freitag erregte Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg Aufsehen, als er in Anwesenheit von Russlands Präsident Wladimir Putin die Anerkennung der ostukrainischen Seperatistenrepubliken Donzek und Luhansk verweigerte. Dabei verwies er auf das Recht von Staaten auf territoriale Unversehrtheit. Zudem stellte sich Tokajew nicht vollständig hinter den Ukraine-Krieg. "Es gibt verschiedene Meinungen, wir sind eine offene Gesellschaft", sagte er. Im Januar noch hat der autokratische Präsident Massenproteste im eigenen Land mithilfe von russischen Truppen gewaltsam beenden lassen.
Quelle: ntv.de, jog/dpa