Ukrainer sollen Krim befreien Kasparow: Wandel nur bei Russlands Niederlage
19.02.2023, 04:22 Uhr
Ein Sieg der Ukraine ist die Voraussetzung für jeden Wandel in Russland", sagt Kasparow.
(Foto: IMAGO/Lehtikuva)
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz diskutieren Exil-Russen über die Zukunft ihres Landes. Laut Schach-Superstar Garry Kasparow kann es in Russland nur Veränderungen geben, wenn Moskau den Krieg in der Ukraine verliert. Um das zu erreichen, müsse man Kiew helfen, die Krim zu befreien.
Der russische Regierungskritiker und frühere Schachweltmeister Garry Kasparow sieht in einer militärischen Niederlage Russlands den einzigen Schlüssel für Veränderung. "Ein Sieg der Ukraine ist die Voraussetzung für jeden Wandel in Russland", sagte Kasparow am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Exil-Russen diskutierten Wege und Konzepte für eine demokratische Zukunft des Landes.
Der Bevölkerung in Russland müsse deutlich gemacht werden, dass der Krieg verloren sei, sagte Kasparow. Er halte die Menschen dort für enorm leidensfähig, solange sie einen Sieg für möglich hielten. Der einzige Weg sei, den Menschen klarzumachen, dass der Krieg verloren werde. "Und um die Meinung der Russen zu ändern, gibt es leider keine andere Lösung als den Ukrainern zu helfen, die Krim zu befreien. Die Krim ist die Heftklammer von Putins Mythologie", sagte Kasparow.
Die Tochter des ermordeten Kremlgegners Boris Nemzow, Schanna Nemzowa, bescheinigte vielen Menschen in Russland, die Lage in der Ukraine nicht zu kennen und auch desinteressiert zu sein. "Sie kümmern sich nicht um den Krieg in der Ukraine", sagte sie. "Wir im Exil müssen mit den Russen reden." Das Volk müsse über russische Verbrechen informiert werden. Sie sagte, rationale Argumente allein würden dabei nicht funktionieren. "Das Einzige, was funktioniert, sind emotionale Argumente", sagte sie.
Irina Schtscherbakowa, Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial, sagte, die russische Diktatur wolle die Menschen glauben machen, dass nach ihrem Sturz das totale Chaos drohe. Diese Sichtweise verfange auch im Westen. Sie sagte: "Das sind Ängste, die der Westen überwinden muss." Der russische Kremlgegner Michail Chodorkowski, der schon vor dem offiziellen Beginn der Konferenz in München seine Vorschläge für eine Föderalisierung Russlands vorgestellt hatte, zeichnete nochmals den Weg Putins an die Macht nach und sagte: "Wir haben ihn alle unterschätzt."
Quelle: ntv.de, jpe/dpa