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"Ein strategischer Knotenpunkt" Kiew: Ohne Sewastopol ist Moskaus Schwarzmeerflotte verloren

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Ein Schiff der Schwarzmeerflotte in der Bucht von Sewastopol kurz nach der Besetzung der Krim durch Russland 2014.

Ein Schiff der Schwarzmeerflotte in der Bucht von Sewastopol kurz nach der Besetzung der Krim durch Russland 2014.

(Foto: picture alliance/dpa)

Seit Monaten setzt Kiew Russlands Schwarzmeerflotte mit Drohnen und Raketen zu. Selbst das Hauptquartier des Marineverbands in Sewastopol gerät unter Beschuss. Laut dem Chef der ukrainischen Seestreitkräfte ist der Hafen der Stadt für Moskaus Flotte existenziell.

Nach Ansicht der ukrainischen Marine kann Russland seine Schwarzmeerflotte ohne den Stützpunkt Sewastopol nicht im Schwarzen Meer halten. "Sewastopol ist der Hauptstützpunkt, der die Wartung der Flotte, die Reparaturbasis, mehrere Werkstätten und Flugplätze, darunter Belbek und Kacha, umfasst", sagt der Befehlshaber der ukrainischen Marine, Vizeadmiral Oleksij Nejischpapa, im Gespräch mit dem Online-Portal Ukrainska Prawda.

Sewastopol sei eine über Jahrhunderte ausgebaute Marinebasis. "Dort gibt es Munitions- und Treibstofflager, die in den Bergen versteckt und nicht so leicht zu zerstören sind", fügt der Vizeadmiral an. Auch ein medizinisches Versorgungszentrum und viele Ausbildungseinrichtungen würden sich dort befinden. "Das bedeutet, dass Sewastopol ein strategischer Knotenpunkt ist", so Nejischpapa.

Zwar habe Russland den Militärhafen von Noworossijsk in der russischen Region Krasnodar in den vergangenen Jahren ausgebaut. Dennoch sei dieser nicht ausreichend entwickelt, um als Basis für die Schwarzmeerflotte zu dienen. "In Noworossijsk zum Beispiel gibt es keine Flugplätze, keine großen Reparaturwerke, keine Waffenlager und so weiter", sagt Nejischpapa. Er fügt an: "Dies ist im Großen und Ganzen einer der Gründe, warum sie (Anm.: die Russen) 2014 auf der Krim gelandet sind. Denn ohne Sewastopol hätten sie die Schwarzmeerflotte nicht im Schwarzen Meer halten können."

Nach der Besetzung der Krim seien fast alle Ressourcen, die für die gesamte russische Marine vorgesehen waren, in die Schwarzmeerflotte geflossen, sagt Nejischpapa. "Russland bereitete sich auf den Krieg vor und verstärkte die Schwarzmeerflotte so weit wie möglich: die neuesten Fregatten, U-Boote, Raketenboote mit Kalibr-Marschflugkörpern."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte kürzlich angekündigt, dass sich die Ukraine in diesem Jahr auf die Ausschaltung der russischen Schwarzmeerflotte konzentrieren wolle. Deren Heimatbasis Sewastopol hat für Russland große symbolische Bedeutung. Im Zweiten Weltkrieg gab es schwere Schlachten um den Ort. Sewastopol erhielt nach dem Krieg den Status Heldenstadt.

In den vergangenen Monaten hatte die Ukraine mehrfach Ziele auf der Krim erfolgreich mit Drohnen und Marschflugkörpern attackiert. Zuletzt zerstörte Kiews Luftwaffe das russische Landungsschiff "Nowotscherkassk" im Hafen von Feodossija im Süden der Halbinsel. Im September wurde das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol von Raketen getroffen.

Quelle: ntv.de, jpe

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