"Sonnen auf der Krim im Januar" Kiew: Keine Kampfpause wegen Minustemperaturen
22.11.2022, 10:50 Uhr (aktualisiert)
Ukrainische Soldaten feuern einen Mörser ab - Im Osten der Ukraine wird weiterhin heftig gekämpft.
(Foto: picture alliance / AA)
Werden die Fronten im Ukraine-Krieg im Winter einfrieren? Das Verteidigungsministerium in Kiew winkt ab: Auch bei Minustemperaturen werde es kein Ende der Kampfhandlungen geben. Präsident Selenskyj berichtet unterdessen von anhaltend schweren Kämpfen im Donbass.
Das Verteidigungsministerium in Kiew hat Spekulationen westlicher Medien und Militärvertreter widersprochen, wonach im Winter an den Fronten eine Kampfpause eintreten könnte. "Wer über eine mögliche 'Pause der Feindseligkeiten' wegen der Minustemperaturen im Winter spricht, hat vermutlich noch nie im Januar ein Sonnenbad an der Südküste der Krim genommen", erklärte die Behörde über Twitter.
Unterdessen berichtete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache von anhaltenden schweren Kämpfe im Donbass im Osten der Ukraine. Vor allem das Gebiet um Donezk sei schwer umkämpft, so Selenskyj. "Obwohl es wegen der Verschlechterung des Wetters weniger Angriffe gibt, bleibt die Zahl der russischen Artillerieüberfälle leider hoch." Auch aus dem Gebiet Luhansk gebe es Berichte von Gefechten. Allein am Sonntag seien dort von russischer Seite fast 400 Granaten abgefeuert worden, sagte Selenskyj.
Auch der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte hatte zuvor von fortgesetzten Zusammenstößen an verschiedenen Frontabschnitten im Osten des Landes berichtet. Bei Luhansk seien mehrere russische Vorstöße abgewehrt worden, hieß es.
Selenskyj: Tausende Raketen auf Ukraine
Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russland laut Selenskyj bereits rund 4700 Raketen auf Ziele im Nachbarland abgefeuert. "Hunderte unserer Städte sind praktisch niedergebrannt, Tausende Menschen wurden getötet, Hunderttausende wurden nach Russland deportiert", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft an die internationale Organisation der Frankophonie, deren Vertreter sich im tunesischen Djerba trafen. "Und Millionen Menschen haben die Ukraine verlassen, um in anderen Ländern Schutz vor dem Krieg zu suchen", sagte er weiter.
Allein am vergangenen Dienstag habe Russland knapp 100 Raketen auf die Ukraine abgefeuert. "Hundert verschiedene Raketen gegen unsere Städte, gegen Wohngebäude, gegen Unternehmen, gegen Kraftwerke", sagte Selenskyj. Als Folge dieser Angriffe seien über 20 Millionen Menschen zeitweise ohne Stromversorgung gewesen. Selenskyj bat die Mitgliedsstaaten der Frankophonie um Hilfe. "Die Ukraine will wirklich Frieden. Aber um den Frieden wiederherzustellen, brauchen wir Unterstützung." Eine Rückkehr zum Frieden sei durchaus möglich, sagte er. "Aber sie ist möglich, wenn jeder auf der Welt versteht, dass niemand auf der Welt einen einzigen Tag des Terrors verdient."
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 20. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, kst/dpa