Erste Aktionen in der Hauptstadt Berliner Autofahrer gehen auf Klimakleber los
24.04.2023, 08:30 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
In der Nähe des Potsdamer Platzes klebten sich vier Aktivisten an einem Reisebus fest.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ab Montag wollen sie ganz Berlin lahmlegen, doch bereits am Morgen sorgen erste Aktionen der Letzten Generation für Zorn und Frust bei Autofahrern. An der Deutschen Oper kommt es zu heftigen Wortwechseln zwischen Bürgern und Klimaklebern.
Klimaschutz-Aktivisten der Gruppe Letzte Generation sind bei einer Protestaktion in Berlin am Morgen heftig mit Autofahrern aneinandergeraten. Etwa 30 Personen hatten sich in Berlin-Charlottenburg auf der Fahrbahn vor der Deutschen Oper festgeklebt. In einem Video auf Twitter ist zu sehen, wie zahlreiche Auto- und Motorrad-Fahrer am Weiterfahren gehindert werden. Ein Motorrad-Fahrer versuchte, sich seinen Weg durch die Menge zu bahnen, blieb allerdings in einem Banner hängen. Andere Autofahrer stiegen aus ihren Wagen und zerrten die Aktivisten eigenhändig von der Straße. Es wurde gehupt und geschrien. "Ich hab' zu arbeiten", ruft ein aufgebrachter Mann. Auch Sätze wie "Ihr spinnt wohl" fallen, ein anderer verteidigt die Aktivisten: "Das ist Körperverletzung", sagte er.
In einem weiteren Protestmarsch zogen 30 Aktivisten nach Angaben eines dpa-Reporters auf der Straße des 17. Juni in langsamem Tempo vom Brandenburger Tor in Richtung Siegessäule und behinderten so den Verkehr. Einer Polizeisprecherin zufolge sollen sich außerdem in der Nähe des Potsdamer Platzes vier Menschen an einem Reisebus festgeklebt haben.
Nach Angaben der Gruppe Letzte Generation planen bis zu 800 Aktivisten in den nächsten Tagen in der Hauptstadt zunächst Aktionen und Blockaden im Regierungsviertel. Ab Montag will die Gruppe nach eigenen Angaben versuchen, die gesamte Hauptstadt lahmzulegen. Sie fordert die Bundesregierung auf, einen Plan zum Erreichen des international angestrebten 1,5-Grad-Ziels vorzulegen, mit dem man die schlimmsten Folgen der Erderwärmung verhindern will. Das Bündnis fordert zudem einen Gesellschaftsrat mit 160 gelosten Mitgliedern, der das Ende der Nutzung fossiler Brennstoffe wie Öl, Kohle oder Gas in Deutschland bis 2030 konkret planen soll. Außerdem setzt sich die Gruppe für ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf Autobahnen und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket ein.
Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki warnte die Klimaaktivisten davor, den FDP-Bundesparteitag ab dem morgigen Freitag in Berlin zu stören. "Wer sich festklebt, um andere bei ihrer demokratischen Willensbildung zu behindern, versündigt sich an unserer Demokratie", sagte Kubicki der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er halte den geplanten Protest für wenig durchdacht, weil er die Bewegung insgesamt diskreditiere.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 20. April 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mau/dpa