Nach israelischen Luftangriffen Kliniken in Rafah melden zahlreiche Tote
21.04.2024, 17:42 Uhr Artikel anhören
Das israelische Militär fliegt nahezu täglich Luftschläge auf die Stadt Rafah im Gazastreifen. Nach jüngsten Angriffen melden die örtlichen Krankenhäuser mehr als 30 Tote, die meisten von ihnen Kinder. Derweil attackieren zwei Palästinenser im Westjordanland einen Kontrollpunkt.
Bei mutmaßlichen israelischen Angriffen auf Wohnhäuser in der Stadt Rafah im Gazastreifen sind am Wochenende nach Angaben der behandelnden Krankenhäuser mehr als 30 Menschen getötet worden, fast alle von ihnen Kinder. Das Kuwaitische Krankenhaus und die nahe gelegene Klinik Abu Jussef al-Nadschdschar teilten mit, am Samstag seien die Leichen von sechs Kindern, zwei Frauen und einem Mann eingeliefert worden, in der Nacht seien ein Mann, dessen Frau und deren dreijähriges Kind ums Leben gekommen. Die Frau sei schwanger gewesen, das Baby konnte von Ärzten gerettet worden. Bei einem weiteren Angriff wurden demnach 17 Kinder und zwei Frauen getötet, die laut Krankenhausangaben alle zu einer Familie gehörten.
Mohammed al-Beheiri sagte der Nachrichtenagentur AP, unter den Toten des opferreichsten Angriffs seien seine Tochter Rascha und deren sechs Kinder im Alter von 18 Monaten bis 16 Jahren. Die zweite Frau ihres Mannes und deren drei Kinder seien noch unter den Trümmern, sagte Al-Beheiri.
Am Samstag sagte Ahmed Barhum der AP im Krankenhaus, er habe seine Frau und seine fünf Jahre alte Tochter verloren. Auch seine Schwester, deren Mann und drei gemeinsame Kinder seien getötet worden. "Das ist eine Welt ohne menschliche Werte und Moral", sagte Barhum, während er den Körper seiner Tochter Alaa in den Armen hielt. "Sie haben ein Haus voller vertriebener Menschen bombardiert, Frauen und Kinder. Hier gibt es keine Märtyrer, nur Frauen und Kinder."
Hunderttausende Flüchtlinge in Rafah
Israel fliegt im Krieg gegen die Hamas fast täglich Luftangriffe auf Rafah, eine Stadt, in die mehr als die Hälfte der 2,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Gazastreifens geflohen sind. Israel hat trotz Bedenken der USA angekündigt, seine Bodenoffensive auf die Stadt auszuweiten, um dort die verbliebenen Hamas-Kämpfer aufzuspüren. Erklärtes Ziel Israels ist es, die Gruppe auszulöschen, unter deren Führung das Land am 7. Oktober Opfer eines Terrorangriffs mit 1200 Toten wurde. 250 weitere Menschen wurden verschleppt.
Laut Darstellung des Gesundheitsministeriums der Hamas im Gazastreifen sind im Krieg mehr als 34.000 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden. Israel macht die Hamas für zivile Opfer verantwortlich, weil die Terroristen in dicht bevölkerten Wohnvierteln aktiv seien.
Angespannte Lage im Westjordanland
Auch im von Israel besetzten Westjordanland haben die Spannungen seit Beginn des Gaza-Krieges zugenommen. Zwei Palästinenser sollen am Morgen einen Kontrollpunkt nahe der Stadt Hebron mit einem Messer und einer Schusswaffe angegriffen haben und vom israelischen Militär getötet worden sein. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, die Palästinenser seien 18 und 19 Jahre alt und Mitglieder der gleichen Familie gewesen. Israelische Soldaten kamen laut Militär nicht zu Schaden.
Der Palästinensische Rote Halbmond teilte derweil mit, nach Gefechten im Flüchtlingslager Nur Schams in Tulkarem im Westjordanland seien 14 Leichen geborgen worden. Am Freitag waren dort drei Extremisten und ein 15-jähriger Jugendlicher ums Leben gekommen. Der Islamische Dschihad bestätigte, dass die drei Getöteten Mitglieder der Extremistenorganisation waren. Am Samstag meldete das israelische Militär den Tod von zehn weiteren Extremisten. Soldaten und Grenzpolizisten hätten zudem acht Verdächtige festgenommen. Neun Polizisten und Soldaten seien verletzt worden.
Bei einem weiteren Zwischenfall im Westjordanland wurden ein israelischer Mann durch eine Explosion verletzt, wie der Rettungsdienst Magen David Adom mitteilte. Im Internet zirkulierte ein Video, in dem zu sehen war, wie ein Mann sich einer palästinensischen Flagge auf einem Feld nähert. Als er auf die Flagge eintritt, kommt es zu einer Explosion.
Quelle: ntv.de, gri/AP