"Jeden Winkel verteidigen" Klitschko: Russisches Militär nahe Kiew zurückgedrängt
23.03.2022, 20:56 Uhr
"Die kleine Stadt Makariw und fast ganz Irpin sind bereits unter Kontrolle ukrainischer Soldaten", sagte Vitali Klitschko.
(Foto: picture alliance / AA)
Zwei Vororte der Hauptstadt sind wieder unter der Kontrolle ukrainischer Soldaten. Das teilt Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko mit. Die Angreifer müssten sich auf immensen Widerstand einstellen. Derweil wurde laut einem Bericht ein Kiewer Stadtteil von russischen Artilleriegeschützen getroffen.
Die ukrainischen Streitkräfte haben die russische Armee nach Angaben von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko in mehreren Gegenden nahe der Hauptstadt zurückdrängen können. Klitschko sagte am heutigen Mittwoch, es gebe Gefechte in den nördlichen und östlichen Vororten von Kiew. "Die kleine Stadt Makariw und fast ganz Irpin sind bereits unter Kontrolle ukrainischer Soldaten." Irpin grenzt im Osten an Kiew, Makariw liegt rund 50 Kilometer westlich der ukrainischen Hauptstadt.
In Irpin und im nördlich von Kiew gelegenen Ljutisch gab es heftiges Artilleriefeuer, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Eine ukrainische Nachrichtenagentur sprach von der möglichen Einkreisung russischer Truppen in Irpin und zwei weiteren Ortschaften. Derweil wurde in Kiew der Stadtteil Nywky von russischen Artilleriegeschützen getroffen, wie AFP-Reporter berichteten. Ein Haus wurde zerstört, mehrere weitere Gebäude wurden beschädigt. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden vier Menschen verletzt.
Die russischen Streitkräfte waren nach Beginn ihres Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar rasch an die Vororte Kiews gelangt. Ihre Versuche, die Hauptstadt einzukreisen und in sie vorzustoßen, scheiterten bislang aber. Laut Stadtverwaltung wurden seit Beginn der russischen Invasion in Kiew 73 Zivilisten getötet, unter ihnen vier Kinder. Demnach wurden 297 Zivilisten verletzt.
Klitschko: Kiew ist das Herz des Landes
Klitschko sagte nun bei einer Pressekonferenz, Kiew sei das Ziel der "Aggressoren", weil "die Stadt das Herz des Landes ist". Der frühere Boxweltmeister rief die russischen Soldaten auf, die Ukraine zu verlassen und in ihre Heimat zurückzukehren. "Wir sind bereit, jedes Gebäude, jede Straße, jeden Winkel unserer Stadt zu verteidigen."
Zuvor hatte Klitschko in einer Live-Schalte mit dem Stadtrat der Kiewer Partnerstadt München den russischen Angriff als Völkermord bezeichnet. "Das ist ein Genozid", sagte der 50 Jahre alte ehemalige Profiboxer. "Die vernichten die Zivilbevölkerung, die vernichten unser Land." Seine Stadt werde mit Raketen beschossen, die "in einem Radius von 500 Metern jedes menschliche Leben" töteten, sagte Klitschko weiter. Das sei kein Angriff auf das Militär, sondern auf die Bevölkerung. Wie viele Ukrainer bislang gestorben seien, könne er nicht sagen: "Wir können die Leichen nicht zählen."
Quelle: ntv.de, ysc/AFP/dpa