Politik

"Aber Pommes nicht verbieten" Klöckner schmeckt der Kinderteller nicht

Gastwirte wissen, was Kindern schmeckt? In mehr als der Hälfte der aller Gerichte sind laut einer Studie Pommes dabei.

Gastwirte wissen, was Kindern schmeckt? In mehr als der Hälfte der aller Gerichte sind laut einer Studie Pommes dabei.

(Foto: picture alliance/dpa)

Eines von sieben Kindern ist zu dick. Der klassische Kinderteller mit Pommes und Mayo ist da nicht gerade pädagogisch wertvoll, meint Ministerin Klöckner: Sie lässt Gastronomen mit Ernährungswissenschaftlern diskutieren. Kinder werden nicht gefragt, was sie essen wollen. Die Grünen bemängeln Unverbindlichkeit.

Restaurantbesuche sind für Kinder oft recht öde - aber immerhin lockt Essen, das zu Hause vielleicht nicht jeden Tag auf den Tisch kommt: Pommes mit Ketchup, Fischstäbchen mit Mayo, Chicken Nuggets mit Panade, Spaghetti mit Soße. Ernährungsexperten ist solch eine Auswahl allerdings ein Dorn im Auge. Zu viele Kalorien, zu wenig Nährstoffe, pädagogisch nicht wertvoll. Und das, wo schon 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland übergewichtig sind. Rückendeckung bekommen sie von der Ministerin für Ernährung, Julia Klöckner. Die CDU-Politikerin will nun "jedes kleine Schräubchen" drehen, um Übergewicht auch bei den Kleinen zu bekämpfen - und zugleich die Gastronomen nicht zu vergrätzen.

Besser ein Apfel? Ministerin Klöckner will trotzdem nicht den Speiseplan der Kinder staatlich regeln.

Besser ein Apfel? Ministerin Klöckner will trotzdem nicht den Speiseplan der Kinder staatlich regeln.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nachdem vor ein paar Wochen eine Studie für böses Blut gesorgt hatte zwischen Wissenschaft und Gastwirten, lud Klöckner beide Seiten ins Ministerium nach Berlin. Worum es ging: Rund vier von fünf der knapp 2000 untersuchten Speisen seien aus ernährungswissenschaftlicher Sicht schlecht für den Körper, schrieben Wissenschaftler aus Heidelberg und Mannheim Anfang Februar. Viele Nahrungsmittel enthielten zu viel Fett und Kalorien, wenig Nährstoffe und oft rotes Fleisch. 54 Prozent der untersuchten Essen brachten Pommes auf den Teller. Vollkornprodukte? Fehlanzeige. In der Gastrobranche kam das nicht gut an.

Das 90-minütige Gespräch im Ministerium brachte überschaubare Ergebnisse: Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga will seine acht Jahre alten Empfehlungen überarbeiten, wie man Kinder bewirten soll. Wissenschaftler wollen sich genauer anschauen, was Kinder eigentlich essen wollen, wenn die Eltern nicht dabei sind, und was Eltern für richtig halten. Außerdem soll es weitere Gespräche geben - noch in diesem Jahr, sagte Klöckner.

Auch ein Wettbewerb und eine Art Siegel für Restaurants und Gaststätten, deren Kinder-Angebot vorbildlich ist, sind im Gespräch. Was es dagegen nicht geben wird, sind neue Vorschriften für Köche und Gastwirte. "Wir wären nicht in einer Demokratie, wenn wir jetzt gesetzlich die Art der Speisekarten vorschreiben würden", stellte Klöckner klar.

Eines immerhin hat die Ministerin erreicht: Experten und Branchenverband zeigten sich versöhnt. Übergewicht habe natürlich verschiedene Ursachen, räumte der Experte für Kindergesundheit, Studienautor Sven Schneider ein. Michael Krawinkel von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gestand zu, dass ein Besuch im Restaurant nicht Alltag sei, sondern der Genuss im Vordergrund stehe. Auch Dehoga-Präsident Guido Zöllick zeigte sich einsichtig: Die Studie habe Dinge zutage gefördert, die die Anbieterseite "gar nicht so gesehen" habe oder sehen wolle. Es gebe aber "sehr viele" Unternehmen, die eine "sehr ausgewogene Kinderkarte" hätten. Aber sein Verband wolle in der Branche "weiter kommunizieren, dass es natürlich auch ein Stück weit unser Auftrag ist, Menschen an gesunde Nahrung heranzuführen". Das fange bei den Kleinsten an.

Kritik kam von einer Vorgängerin Klöckners im Ministerium, Ex-Agrarministerin Renate Künast von den Grünen. Der Vorstoß gehe am Problem vorbei, sagte sie. "Verbindliche Qualitätsstandards" für Verpflegung etwa in Kitas und Schulen, mehr Ernährungsbildung, eine Begrenzung der an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel und eine neue Nährwert-Kennzeichnung für Fertigprodukte brächten "tausendmal mehr" als unverbindliche Initiativen für gesündere Kinderteller.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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