"Gab eine Fehlinterpretation"Kolumbien hält an Geheimdienstkooperation mit USA fest

Im Zuge der US-Angriffe auf mutmaßliche Drogenboote in der Karibik kündigt Kolumbiens Präsident Petro an, keine Informationen mehr mit den Sicherheitsbehörden in Washington zu teilen. Doch nun rudert die Regierung in Bogota zurück. Es habe eine "Fehlinterpretation" gegeben, heißt es.
Entgegen einer zuvor bekannt gegebenen Entscheidung wird Kolumbien im Bereich der Geheimdienstinformationen weiterhin mit den USA zusammenarbeiten. "Es gab eine Fehlinterpretation seitens der kolumbianischen Presse und einiger hoher Regierungsbeamter", erklärte Innenminister Armando Benedetti im Onlinedienst X. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro habe "nie gesagt, dass die US-Behörden FBI, DEA und HSI nicht mehr mit unseren Geheimdiensten in Kolumbien zusammenarbeiten werden", erklärte Benedetti mit Blick auf die US-Bundespolizei, die Drogenbekämpfungsbehörde und die Behörde des Innenministeriums.
Vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen zwischen Bogotá und Washington hatte der linksgerichtete Präsident Petro am Dienstag im Onlinedienst X verkündet, er habe die Aussetzung "der Übermittlung von Mitteilungen und von anderen Interaktionen mit den US-Sicherheitsbehörden" angeordnet. Zuvor hatten die USA Kriegsschiffe in die Karibik entsandt und dort angebliche Drogenschmugglerboote angegriffen. Mindestens 76 Menschen wurden bei den Angriffen getötet.
Zuvor hatten die Opposition und die Armee eine mögliche Einstellung der Zusammenarbeit als absurd bezeichnet. Die Kokainproduktion in Kolumbien hat Rekordwerte erreicht, und die USA gelten als Verbündeter des Landes im Kampf gegen den Drogenhandel. Seit der Rückkehr von US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus Anfang des Jahres haben sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern allerdings verschlechtert.
Trump hatte seinen kolumbianischen Kollegen vor einigen Wochen als "Gangster und üblen Kerl" beschimpft, und ihm - ohne Beweise vorzulegen - vorgeworfen, in den Drogenhandel verwickelt zu sein und Sanktionen gegen ihn verhängt. Petro wiederum kritisierte die seit Anfang September hauptsächlich vor Venezuelas Küste erfolgten tödlichen Angriffe auf Boote als "außergerichtliche Hinrichtungen".
Experten zufolge wäre ein Ende der Geheimdienstzusammenarbeit beider Länder ein Glücksfall für die bewaffneten Drogenbanden in Kolumbien. Doch auch für Washington könnte eine derartige Maßnahme bedeuten, dass wieder mehr Drogen die USA - den weltweit größten Zielmarkt für Drogen - erreichen könnten. Die Trump-Regierung steht der rechten Opposition in Kolumbien nahe, welche die Parlaments- und Präsidentschaftswahl 2026 gewinnen und einen Machtwechsel herbeiführen will.