Wahlkampf in der Ukraine Komiker führt Bewerberfeld an
04.02.2019, 20:22 Uhr
In jüngsten Umfragen liegt der 40-jährige Komiker Wolodymyr Selensky vorn. Für ihn würden demnach 19 bis 23 Prozent der Wahlberechtigten stimmen.
(Foto: imago/Ukrinform)
Noch nie zuvor in der jüngeren Geschichte des Landes haben so viele Ukrainer vor den Präsidentenwahlen ihre Kandidatur erklärt. Amtsinhaber Poroschenko muss bei der Abstimmung um seine Wiederwahl fürchten. Laut Umfragewerten zieht ausgerechnet ein Komiker am Staatschef vorbei.
Bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine am 31. März sieht sich der amtierende Staatschef Petro Poroschenko mit zahlreichen Gegenkandidaten konfrontiert. Offiziell seien bislang 28 Kandidaten registriert worden, berichteten ukrainische Medien. Der Rekord lag bisher bei 26 Anwärtern im Jahr 2004. Allein am letzten Abgabetag reichten 17 Anwärter, darunter auch Amtsinhaber Petro Poroschenko, ihre Unterlagen ein. Insgesamt hatten sich 89 Männer und Frauen beworben, zahlreiche Anträge wurden bereits abgelehnt. Die Wahlkommission in Kiew hat noch bis einschließlich kommenden Freitag Zeit, um über die restlichen Bewerbungen zu entscheiden.
In jüngsten Umfragen liegt der 40-jährige Komiker Wolodymyr Selensky vorn. Für ihn würden demnach 19 bis 23 Prozent der Wahlberechtigten stimmen. Poroschenko kommt auf 15 bis 16 Prozent Zustimmung. Die ehemalige Regierungschefin Julia Timoschenko erreicht 16 bis 19 Prozent. Selensky hat keine politische Erfahrung, ist in der Ukraine und in Russland aber für seine TV-Shows und Fernsehserien bekannt. Viele halten ihn für einen "Strohmann" des Oligarchen Igor Kolomoiski, der mit Poroschenko über Kreuz liegt und dessen Fernsehsender 1+1 Selensky beträchtlich viel Zeit widmet.
Der 53-jährige Unternehmer Poroschenko war im Mai 2014 nach den Unruhen auf dem Kiewer Maidan-Platz und dem Sturz des stärker an Russland orientierten Präsidenten Viktor Janukowitsch an die Macht gekommen. Er versprach, die Korruption zu bekämpfen und die ehemalige Sowjetrepublik stärker nach Westen auszurichten. Kritiker werfen ihm jedoch vor, die Korruption kaum eingedämmt zu haben. Zudem habe Poroschenko wenig gegen befreundete Oligarchen unternommen. Unter Poroschenko brach eine bis heute andauernde militärische Konfrontation zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Kämpfern im Osten des Landes aus.
Timoschenko hatte bereits 2010 und 2014 für die Präsidentschaft kandidiert. Unter Janukowitsch wurde sie festgenommen und im Jahr 2011 wegen Amtsmissbrauchs im Zusammenhang mit einem umstrittenen Gasgeschäft mit Russland zu sieben Jahren Haft verurteilt. Im Februar 2014 wurde sie im Zuge des Umsturzes in der Ukraine freigelassen und später wegen eines Rückenleidens in Berlin behandelt. Sie trat danach mehrmals mit antirussischen Äußerungen in Erscheinung. Sollte in der ersten Runde kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen erreichen, findet zwei Wochen später ein zweiter Durchgang statt.
Quelle: ntv.de, jki/AFP/dpa