Vergewaltigung durch Polizisten Kommission fordert "Generalüberholung" der britischen Polizei
29.02.2024, 18:05 Uhr Artikel anhören
Elish Angiolini, die Leiterin der nach ihr benannten Untersuchungskommission, stellt den ersten Teil des Berichts über den Vergewaltiger und Mörder von Sarah Everard vor. Laut ihr hätte "er niemals Polizist werden dürfen".
(Foto: picture alliance / empics)
Im März 2021 wird Sarah Everard in Großbritannien von einem Polizisten vergewaltigt und ermordet. Nun offenbar ein Bericht, dass der Täter niemals Karriere bei Polizist hätte machen dürfen. Der Report sieht einen extremen Reformbedarf in der Polizei und fordert umgehendes Handeln.
Nach der Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Britin durch einen Polizisten setzt das britische Innenministerium eine unabhängige Untersuchungskommission ein. Nun veröffentlicht die Kommission unter Leitung der Juristin Elish Angiolini einen ausführlichen, erschreckenden Bericht. Darin wird unter anderem eine gründliche Reform der Einstellungs- und Beförderungsverfahren bei der Polizei des Landes gefordert.
Die 33-jährige Sarah Everard war im März 2021 im Süden Londons von Wayne Couzens, einem Elitepolizisten für den Schutz von Diplomaten, unter dem Vorwand einer Verhaftung entführt, vergewaltigt und ermordet worden. Der Fall löste in Großbritannien Entsetzen und heftige Kritik an der Polizei aus.
Bericht prangert erhebliche Fehler in der Polizeiarbeit an
Die Untersuchungskommission kam nun zu dem Schluss, dass "Mängel bei den Einstellungs- und Beförderungsverfahren dafür sorgten, dass Couzens eine für ihn erfreuliche Karriere machen konnte, die ihm eigentlich hätte versagt sein müssen", so Angiolini.
Ebenso stellt die Kommission fest, dass verschiedene Polizeieinheiten Alarmzeichen zu dem verurteilten Mörder Wayne Couzens "ignoriert" hatten, darunter bis zu 20 Jahre zurückliegende Sexualstraftaten, auffälliges sexuelles Verhalten und Geldsorgen. "Wayne Couzens war niemals geeignet, Polizist zu werden", bilanzierte Angiolini.
Couzens war bereits als Sexualstraftäter bekannt
Couzens hatte sich nur kurz vor dem Mord an Everard vor zwei Frauen entblößt. Er wurde jedoch nicht festgenommen, obwohl sein Wagen gut erkennbar von Überwachungskameras eines Schnellrestaurants gefilmt wurde, in dem er sich vor Mitarbeiterinnen entblößt hatte.
Die Kommissionschefin forderte, jede Polizeidienststelle im Land solle den Untersuchungsbericht gründlich lesen und "unverzüglich handeln". "Ohne eine gründliche Generalüberholung gibt es nichts, um zu verhindern, dass ein weiterer Couzens in aller Öffentlichkeit aktiv ist", warnte sie. Unter anderem müssten sämtliche gegen Polizisten erhobenen Exhibitionismus-Vorwürfe ernst genommen und überprüft werden.
Quelle: ntv.de, mes/AFP