Angriffe durch Serbien geplant? Kosovo befürchtet neuen Balkan-Krieg
02.10.2023, 12:15 Uhr Artikel anhören
Die NATO plant, ihre Präsenz im Kosovo zu erhöhen.
(Foto: picture alliance / AA)
Vor einer Woche greifen 30 bewaffnete und maskierte Männer ein kosovarisches Dorf an der Grenze zu Serbien an. Kosovo beschuldigt das Nachbarland, die Attacke geplant und unterstützt zu haben. Droht ein neuer Krieg auf dem Balkan?
Im Zusammenhang mit den wieder aufgeflammten Spannungen im Kosovo warnt die kosovarische Außenministerin Donika Gervalla-Schwarz vor einem neuen Krieg auf dem Balkan. "Toleriert die internationale Gemeinschaft das Vorgehen Serbiens, wird es einen Krieg geben", sagte die Ministerin im Deutschlandfunk. Serbien wolle Tatsachen schaffen, um das Kosovo dazu zu zwingen, in Brüssel über territoriale Fragen zu verhandeln. "Zum Glück ist der Versuch vor acht Tagen gescheitert, aber wir wissen nicht, was die Pläne für die Zukunft sind."
Sie forderte deshalb die EU auf, den serbischen Status als Beitrittskandidat einzufrieren und Geldzahlungen zu stoppen. Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani hatte am Donnerstag seinen nördlichen Nachbarn Serbien und dessen Präsidenten Aleksandar Vucic für die Gewalteskalation im Norden des Landes verantwortlich gemacht. Serbien erhebe nach wie vor territoriale Ansprüche auf das Kosovo und versuche, ein "Krim-Modell" zu verwirklichen, sagte sie mit Anspielung auf das russische Vorgehen in der Ukraine.
Vor etwa einer Woche hatten 30 bewaffnete und maskierte Männer in einem Dorf unweit der Grenze zu Serbien das Feuer auf kosovarische Polizisten eröffnet. Nach Polizeiangaben wurden bei den Schusswechseln ein Polizist und drei Angreifer getötet.
Kosovo: Angriffe unterstützt von Serbien
Die serbischen Angreifer sollen zuvor auf serbischem Territorium trainiert haben. Das teilte Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti auf X (vormals Twitter) mit. Er postete dort auch Drohnenaufnahmen, die diese Übungen zeigen sollen. "Die Angriffe (auf kosovarische Polizisten) geschahen mit voller Unterstützung und Planung des serbischen Staats", schrieb Kurti.
Die Drohnenaufnahmen hätten die serbischen Aggressoren selber gemacht und Kosovos Polizei habe diese zusammen mit Waffen sichergestellt, erläuterte Innenminister Xhelal Svecla nach Angaben der kosovarischen Zeitung "Koha Ditore". Die Übungen hätten an der grenznahen serbischen Militärbasis Kopaonik stattgefunden sowie in Pasuljanske Livade, einem der größten Truppenübungsplätze Serbiens. Zudem hätten Übungen auf einem Grundstück stattgefunden, das dem kosovo-serbischen Politiker und Geschäftsmann Milan Radoicic gehört, der sich zu dem Überfall auf die kosovarischen Polizisten bekannt hatte.
Seit dem Zwischenfall hatte es Berichte über eine serbische Truppenkonzentration an der Grenze gegeben. Die NATO plant deshalb, ihre Präsenz in dem Westbalkan-Land erhöhen. Stationiert sind im Kosovo derzeit etwa 3400 KFOR-Soldaten, davon rund 70 Bundeswehr-Angehörige.
Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Das wird weder von der Regierung in Belgrad noch von der serbischen Minderheit im Kosovo anerkannt. Über 90 Prozent der Bevölkerung des Kosovo sind ethnische Albaner. Im Norden des Landes stellen allerdings die Serben die Mehrheit.
Quelle: ntv.de, hny/dpa/rts