Steigender Eigenanteil Kostenbremse für Heimbewohner vorgesehen
07.07.2021, 07:45 Uhr
Heimbewohner sollen ab 1. Januar 2022 neben den Zahlungen der Pflegekasse einen neuen Zuschlag bekommen.
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Pflegeheimbewohner und ihre Familien müssen schon seit Jahren immer mehr selbst zahlen, denn die Pflegeversicherung trägt nur einen Teil der Kosten. Eine "kleine Reform" soll nun Entlastung bringen.
Die Pflege im Heim wird für Pflegebedürftige teurer und teurer - auch noch kurz vor einer nahenden Kostenbremse ab Anfang kommenden Jahres. Die selbst zu zahlenden Anteile stiegen weiter auf nun 2125 Euro pro Monat im bundesweiten Schnitt. Das waren 57 Euro mehr als zu Jahresbeginn und 110 Euro mehr als Mitte 2020, wie neue Daten des Verbands der Ersatzkassen mit Stand 1. Juli ergeben.
Im Länder-Vergleich am teuersten sind Heimplätze in Nordrhein-Westfalen mit durchschnittlich 2496 Euro im Monat. Am niedrigsten ist die Summe in Sachsen-Anhalt mit 1539 Euro. In den Beträgen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten.
Für Heimbewohner kommen aber noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen dazu. Der Eigenanteil allein für die reine Pflege stieg nun im bundesweiten Schnitt auf 873 Euro, nachdem es zum 1. Januar 2021 noch 831 Euro gewesen waren. Am höchsten ist er weiter in Baden-Württemberg mit durchschnittlich 1167 Euro im Monat - am niedrigsten in Thüringen mit nun 615 Euro. Und es ist schon ein längerer rasanter Trend nach oben für die mehr als 800.000 Pflegebedürftigen in den Heimen.
"Finanzierung langfristig sichern"
Entlastung bringen soll jetzt aber bald eine Reform von Gesundheitsminister Jens Spahn, die Bundestag und Bundesrat gerade noch besiegelt haben. Heimbewohner bekommen ab 1. Januar 2022 einen neuen Zuschlag. Der Eigenanteil für die reine Pflege soll damit im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent sinken, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.
Die Vorstandschefin des Verbandes der Ersatzkassen, Ulrike Elsner, sagte, der ungebremste Aufwärtstrend zeige, dass sich die Länder und die neue Bundesregierung dringend noch umfassender mit der Pflege befassen müssten. "Wenn sich diese Entwicklung so fortsetzt, werden immer mehr Menschen auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen sein, weil sie die Kosten nicht mehr selbst aufbringen können." Die "kleine Pflegereform" reiche bei weitem nicht aus, sagt Elsner. Es gelte, Pflegebedürftige spürbar zu entlasten und die Finanzierung langfristig zu sichern. Ein dauerhaft höherer Steuerzuschuss für die Pflegeversicherung und die Übernahme von Investitionskosten der Einrichtungen durch die Länder seien dafür unabdingbar. Zudem müsse sich die private Pflegeversicherung am Finanzausgleich beteiligen.
Quelle: ntv.de, Sascha Meyer/dpa